"Dieser Job fand mich", sagt Peter Zimmerl. Im Yoga-Studio sei ein Flyer über das Projekt aufgelegen.

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"Politik hat mich immer interessiert, es hat sich aber nie eine Tür geöffnet. Interessant wäre das allemal, weil ich überzeugt bin, dass man in diesem Land Dinge verändern muss. Das hat mich auch zu diesem Job geführt – oder der Job hat mich gefunden, irgendwie.

Natürlich ist es total legitim, Jobs zu haben, um seine Rechnungen zu bezahlen, das ist ja der Normalfall. Mit zunehmendem Alter wird es wichtiger und gleichzeitig schwieriger, das Gefühl zu bewahren, das Richtige zu tun. Mir ist klar, dass man es mit Demut betrachten muss, wenn man so etwas findet wie ich mit diesem Bankprojekt.

Mittlerweile habe ich 35 Jahre Berufsleben hinter mir. Für mich war es ab einem gewissen Zeitpunkt notwendig, mich radikal zu verändern. Denn ich habe mich einfach nicht mehr wohl gefühlt.

Ich bin ja in den 80ern groß geworden. Meine Eltern waren Nachkriegskinder, eher brav. Natürlich waren wir Kinder genau das Gegenteil. Meine Freunde und ich wollten Rockstar oder Schauspieler werden. Das wollten damals viele, zusammengebracht hat das praktisch niemand.

Bereits dieses Wollen war Luxus: dass meine Generation die Möglichkeit hatte, andere Dinge zu machen, zum Beispiel Musik. Ich lernte acht Jahre Klavier, studierte Rockgitarre am American Institute of Music in Wien. Trotzdem ist es keine Musikerlaufbahn geworden, sondern Wirtschaft.

Das erste Unwohlsein

Ich habe Betriebsinformatik studiert und arbeitete während des Studiums als Programmierer. Irgendwann war ich fertig und in einem Software-Entwicklungs-Unternehmen tätig. Später kam ich zu Eurocard, Europay Austria und Paylife Bank.

Meine Berufsveränderungen haben sich sanft ergeben. Ich bin ins Projektmanagement gewachsen und von dort ins Management. Schlussendlich war ich Bereichsleiter und Prokurist. Das klingt einmal toll, und das war es zunächst auch. Die Wahrheit ist: Ich hatte zunehmend administrative Aufgaben zu erledigen. Irgendwann hat es angefangen, nicht mehr zu passen. Das sperrt man zunächst weg. Das erste Unwohlsein kommt wie ein Hauch, aber es wird immer stärker.

Falsch abgezweigt

Gleichzeitig war es so, dass eine starke Marktbereinigung im Finanzbereich stattgefunden hat und eigentlich noch immer stattfindet. Da wird fusioniert und umstrukturiert was das Zeug hält. Mein Unternehmen wurde an einen Mitbewerber verkauft, viele Jobs wegrationalisiert.

Ich begann, meine Berufslaufbahn zu hinterfragen. Besonders nach einem Bandscheibenvorfall. Das war eine einschneidende Sache, ich hatte lange damit zu kämpfen. Nach meiner Erkenntnis hatte das kaum körperliche Ursachen, sondern hatte in viel höherem Ausmaß mit Emotionen wie Ärger, Zorn, Scham und existenzieller Sorge zu tun.

Irgendwann wurde mir klar, dass ich bei meiner Karriere an einer Stelle falsch abgezweigt war. An welcher Stelle, lässt sich im Nachhinein nur schwer feststellen. Dieser Job jetzt fand mich. Im Yoga-Studio meiner Frau lag ein Flyer über das Gemeinwohl-Projekt auf. Ich war gerade selbstständig – und es passte sofort. Denn wir bauen hier eine Bank, einen Finanzdienstleister auf, und ich bin ziemlich von Anfang an mit dabei. Da kann man viel gestalten. Das ist eine besondere Freiheit. Auch wenn die ursprüngliche Idee einer Vollbank nicht so rasch umsetzbar ist. Der Markt, die Zinslandschaft haben sich stark verändert, die Regulierung in diesem Bereich ist maximal, und es erfordert eine erhebliche Summe an Geldmitteln.

Ich bin überzeugt davon, dass es die entsprechende Bewusstseinsbildung in Österreich noch stärker braucht: Was geschieht eigentlich mit meinem Geld?

Wissen, wo es herkommt

Denn das bewusste Leben, das nach meinem Dafürhalten vor zehn, fünfzehn Jahren für viele Menschen wichtig geworden ist – Biolandbau, sorgsames Wirtschaften, sanfter Tourismus etc. -, hat bei Banken nicht Einzug genommen. So etwas im Finanzbereich zu implementieren ist herausfordernd und entspricht dem Zeitgeist.

Bei Geldsachen sollte es so sein wie mit dem Schnitzel – da wollen auch immer mehr Menschen wissen, wo es herkommt.

Natürlich verdiene ich viel weniger als früher. 4500 Euro ist ein ordentliches Gehalt, aber ein Witz im Vergleich zu dem, was in der Finanzbranche gezahlt wird. Für mich passt es, weil hier sehr viele Puzzlesteine gut zusammenpassen." (Johanna Ruzicka, 9.7.2017)