Neu in der Bewegung von Sebastian Kurz: Der 40-jährige türkischstämmige Oberösterreicher Efgani Dönmez.

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Wien – Sebastian Kurz im Regen – das war kein Bild, das die Organisatoren der Pressekonferenz transportieren wollten, also wurde bei den ersten Tropfen ab- und umgebaut und der Medientross in den wasserdichten Volksgartenpavillon gescheucht, wo eilig ein Plakat an die Wand geklebt wurde: "Gemeinsam neue Wege gehen."

ÖVP-Chef Kurz tauchte pünktlich um elf Uhr auf, es gibt "Neues aus der Bewegung" zu vermelden: In seiner Begleitung ist Efgani Dönmez, der erste von hundert Kandidaten, mit denen Kurz die ÖVP-Bundesliste bestücken will: lauter Kandidaten, die zuvor noch nicht für die ÖVP angetreten und mehr oder weniger parteifrei sind. Dönmez wird auf Platz fünf dieser Liste kandidieren. Man sei offen für Neues, erklärt Kurz, mit Dönmez hat er sich bereits vertraut gemacht: "Ich freu mich, Effi, dass wir gemeinsam antreten."

Der ehemalige grüne Bundesrat Efgani Dönmez wird für die ÖVP bei der kommenden Nationalratswahl auf dem fünften Listenplatz antreten. Dönmez ist der erste Quereinsteiger auf der Liste.

Dönmez sei als Sozialarbeiter ein Experte für Integration und Migration, erklärt Kurz, vor allem sei er einer der ersten gewesen, die auf die Gefahren des politischen Islamismus hingewiesen haben und dagegen aufgetreten sind. Dass Dönmez für sein mutiges Eintreten gegen den radikalen Islam mit Morddrohungen konfrontiert gewesen sei, flicht Kurz bei diesem Anlass mehrfach ein.

"Verfassungspatriot" Dönmez

Dönmez bedankt sich, dass er auf diesem Wege das Land mitgestalten und Teil dieser Bewegung sein dürfe. Er sei in der Türkei geboren, erzählt Dönmez. Er habe in Österreich erst die Lehre gemacht, seinen Weg aber durch Bildung gefunden. Stolz und dankbar sei er, dass ihm diese Möglichkeiten eingeräumt wurden. Er selbst sei ein gelungenes Beispiel für Integration: Auch mit Migrationshintergrund habe ein jeder die Chancen und die Möglichkeiten, etwas zu erreichen, wenn er sich darum bemüht. Aus der Flüchtlingsarbeit wisse er, was das Land diesen Menschen anzubieten habe, aber auch, welche Haltungen zu überdenken seien. Er selbst sei ein "Verfassungspatriot", der für Demokratie und Rechtsstaat eintrete. Gerade deshalb sei es ihm besonders wichtig, "dass unsere Werte nicht einer falsch verstandenen Toleranz geopfert werden". Bei jenen, die nach Österreich kommen, müsse man "die Spreu vom Weizen trennen", und diesen, also gewissermaßen dem Weizen, dann "die Hand reichen, Teil der Gesellschaft zu werden".

Humane Werte der Volkspartei

Er sei der Bewegung von Kurz nicht beigetreten, weil diese dem Islam kritisch gegenüberstehe, erwidert Dönmez auf die Frage, warum er sich für die Volkspartei und nicht die Liste von Peter Pilz entschieden habe, sondern weil er in Österreich etwas bewegen wolle – und dieses Signal verkörpere Sebastian Kurz. Im Übrigen sei er nicht gegen den Islam, sondern nur gegen dessen politische Instrumentalisierung. Die Volkspartei stehe für humane Werte, erläutert Dönmez. "Es zeugt doch von Offenheit, dass jemand mit muslimischem Glauben bei einer christlich-sozialen Partei aktiv werden kann."

Der Oberösterreicher war früher für die Grünen aktiv, er war Bundesrat, hat in seiner Partei aber immer wieder angeeckt. Über die Teilnehmer einer Demo von Anhängern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sagte er etwa: "5.000 One-Way-Tickets, und keiner würde denen nachweinen." Den endgültigen Bruch brachte Dönmez' Plan, mit einem Vertreter der rechtsextremen Identitären ein Flüchtlingsheim zu besuchen. Als Oberösterreichs Grüne gegen den Plan ein Veto eingelegt hatten, trat der ehemalige Sozialarbeiter aus der Partei aus. (Michael Völker, 7.7.2017)