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Soldaten hissten am Ufer des Tigris die irakische Fahne. Noch ist aber nicht ganz Mossul von der IS-Miliz befreit.

Foto: AP Photo/Felipe Dana

Mossul – Nach dem Besuch des irakischen Ministerpräsidenten Haider al-Abadi in Mossul gehen die Kämpfe in der ehemaligen IS-Hochburg weiter. Die Armee rücke gegen die verbliebenen Jihadisten in einem kleinen Gebiet unter IS-Kontrolle am Fluss Tigris vor, berichtete das Staatsfernsehen am Montag.

Abadi war am Sonntag zum Ausklang der knapp neunmonatigen Militäroperation nach Mossul gereist, um Kämpfer und Einwohner zu ihrem "großen Sieg" über die Terrormiliz IS zu beglückwünschen. Eine zunächst angekündigte Rede an die Nation fiel aber offenbar aus, weil die Stadt noch immer nicht vollständig befreit ist.

Staatsfernsehen feierte Sieg

Die irakische Armee war am Sonntag mit Luftunterstützung der amerikanisch geführten Anti-IS-Koalition in den letzten Rückzugsort der Terrormiliz in Westmossul eingefallen. Sie hisste die irakische Flagge am Ufer des Flusses Tigris und in der Altstadt. Das Staatsfernsehen zeigte feiernde und tanzende Soldaten, die irakische Nationalhymne wurde gespielt.

Abadi sagte zu ranghohen Militärs, sie sollten die Extremisten weiterhin bekämpfen, bis ihre letzten Widerstandsnester beseitigt seien. Nach dem Sieg habe der Wiederaufbau Mossuls höchste Priorität.

Offizier: Noch kleiner Abschnitt in IS-Hand

"Sie werden den Sieg nicht verkünden, bevor wir nicht das gesamte Gebiet unter Kontrolle haben", sagte ein irakischer Offizier. Die IS-Kämpfer kontrollierten immer noch einen kleinen Abschnitt. Auch einige Städte und Ortschaften südlich und westlich von Mossul habe der IS noch unter Kontrolle. Der vollständige Sieg in der Stadt sei dennoch "sicher" und nur noch eine Frage der Zeit, erklärte Abadi.

Armeekommandeur Sami al-Aridhi berichtete von schweren Gefechten mit den letzten verbliebenen IS-Kämpfern. Die Jihadisten hielten sich demnach in einem etwa 100 mal 200 Meter großen Gebiet der Altstadt verschanzt. "Sie wollen sich nicht ergeben", sagte Aridhi. "Sie rufen: 'Wir kapitulieren nicht, wir wollen sterben.'"

Wann das zum Teil heftig zerstörte Stadtzentrum Westmossuls wieder bewohnbar ist, ist nach Angaben des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRC) ungewiss. Zunächst müsse untersucht werden, wie stark die Infrastruktur, etwa die Wasserversorgung, beschädigt ist. Teile der Stadt seien für die Spezialisten aber noch nicht zugänglich, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa.

Zivilisten noch eingeschlossen

Im teilweise zerstörten Westteil der Stadt befinden sich demnach noch immer zehntausende Zivilisten. Sie hätten während der Kämpfe in Mossul auch deshalb ausgeharrt, weil die Flucht zu gefährlich gewesen sei. Bei den Gefechten wurden etwa 900.000 Menschen aus der Stadt vertrieben, von denen rund 200.000 zurück in ihre Häuser konnten. (red, APA, 10.7.2017)