Gesungen wird gut: Daniela Fally (La Comtesse Adèle) und Iurie Ciobanu (Le Comte Ory).

Foto: Glassner

Foto: Mark Glassner

Klosterneuburg – Es ist von bestürzenden Dingen zu berichten, die sich im Stift Klosterneuburg ereignen: Eine Gruppe von vierzehn geistlichen Schwestern haust im Innenhof. An sich nicht so schlimm. Die wilde Truppe hat jedoch fast nichts anderes im Sinn, als literweise Klosterwein zu bechern. Auch verständlich. Aber: Die Schwestern sind weder geistlich noch weiblich, sondern Wüstlinge, die der Hausherrin an den Rock wollen.

Hausherrin? Ja. Denn man spielt wieder Oper im Stift, Le comte Ory. Da gibt es die verwitwete, triste Comtesse Adèle, die ihren Bruder vermisst, der mit Kumpels und Waffengewalt christliche Interessen im Nahen Osten vertritt. Graf Ory, der gerade noch als weiser Eremit die Frauen des Dorfs in Zustände christlicher Verzückung geführt hat, möchte die Gräfin die Trübsal vergessen machen. Ob es ihm gelingt? 20 Jahre ist Michael Garschall nun bereits Intendant der Oper Klosterneuburg, zum Jubiläum bekam er Geigenklänge, eine goldene Torte, diverse Alkoholika und den Kulturpreis der Stadt. Er revanchierte sich mit Beautytipps für Landeshauptfrau Mikl-Leitner und einer feinen Inszenierung der späten Rossini-Oper.

Obwohl: Die Einrichtung der Kostümklamotte hat, wenn man es genau nimmt, François De Carpentries besorgt. Und man kann den Franzosen gar nicht genug loben, speziell, was die Personenführung und das Spiel des exzellenten Chores anbelangt. Da ereignen sich – auf der kargen Bühne von Hans Kudlich – exakte Sternstunden der Komik. Merci!

Gesungen wird hervorragend: Daniela Fally, die als Adèle auf bezaubernde Weise die Karikatur zum Ernst macht, bietet mit ihrem weichen Sopran Koloraturzauber bis zum hohen F. Der wohlklingende Iurie Ciobanu ist (als Ory) auf komischem Gebiet ein noch größerer Quell der Freude denn als Sänger: Sein mit der Bruststimme gesungenes hohes C erinnert, um mit Rossini zu sprechen, an den "Schrei eines Kapauns, dem soeben die Kehle durchgeschnitten wird". Margarita Gritskova singt Pagen Isolier schlichtweg fulminant; Carole Wilson und Peter Kellner unterhalten als Dame Ragonde und Le Gouverneur mit Komik vom Feinsten. Und Christoph Campestrini und die Beethoven Philharmonie bieten delikaten Rossini-Esprit. (sten, 10.7.2017)