Wenn es um die Lebensqualität geht, steigt das Land laut einer Studie von Boston Consulting auf.

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Wien – Es geht langsam, aber beständig abwärts. Aus österreichischer Sicht war das die zentrale Botschaft der allermeisten großen internationalen Standortrankings, die in den vergangenen Jahren publiziert wurden. Ob nun in den Untersuchungen des Weltwirtschaftsforums (WEF) oder jenen der privaten Schweizer Wirtschaftshochschule IMD: Österreich rutschte in puncto Wettbewerbsfähigkeit nach unten, landete zuletzt nur noch irgendwo zwischen Platz 20 und 25.

Eine am Montag präsentierte Untersuchung von Boston Consulting (BC), die weniger auf Wettbewerbsfähigkeit abstellt, sondern in deren Rahmen versucht wird, Wohlbefinden zu messen, kommt zu einem anderen Ergebnis: Demnach sandelt Österreich nicht ab. Im Gegenteil, die Lebensqualität der Bürger nimmt zu.

Aufstieg um einen Platz

Die Unternehmensberater von BC haben versucht, die Lebensqualität in 162 Ländern zu messen und vergleichbar zu machen. Österreich verbesserte sich dabei im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz – und landete nun auf Rang vier hinter Norwegen, der Schweiz und den Niederlanden. Deutschland landet auf Rang fünf, Dänemark (7) und Schweden (11) sind sogar deutlich abgeschlagen.

Die BC-Studienautoren verwenden 44 Indikatoren. Sie vergleichen ökonomische Daten wie die Wirtschaftsleistung pro Kopf, Beschäftigungsquoten und die Inflation. Zugleich sahen sie sich an, wie sich gesellschaftliche Investitionen entwickeln. Als solche verstehen die BC-Leute den Zustand des Bildungs- und Gesundheitssystems und der Infrastruktur.

Konkret geht es etwa darum, wie viele Jahre Kinder in der Schule verbringen, wie hoch die Zahl der Ärzte pro Einwohner ist. Zur Infrastruktur zählt die Zahl der Internetnutzer. Als dritte Kategorie von Indikatoren wird die Nachhaltigkeit geprüft, so werden Daten zu Umwelt und Einkommensverteilung herangezogen.

In einigen Bereichen besser

Österreich schneidet ähnlich ab wie andere etwa gleich wohlhabende Industriestaaten, aber in einigen Bereichen leicht besser. So ist etwa die Zahl der Schüler pro Lehrer in Österreich niedriger, es gibt mehr Ärzte pro Einwohner. Das Straßen- und Eisenbahnnetz werden etwas besser bewertet. Im Vergleich ist die Korruption gering, das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung hoch.

Diese kleinen Unterschiede begründet die gute Platzierung. Dass Schweden so weit hinter Österreich platziert ist, liegt vor allem an der spürbar höheren Arbeitslosigkeit dort. Nur in wenigen Bereichen, etwa der Chancengleichheit von Frauen und Männern, hinkt Österreich hinterher.

Subjektive Indikatoren

Besonderes Lob bekommt Österreich von Boston Consulting aber auch dafür, weil es dem Land angeblich besonders gut gelungen sein soll, das schwache Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre in Zugewinne bei der Lebensqualität umzuwandeln. So weisen zwischen 2006 und 2016 Österreich, Frankreich, Großbritannien und Schweden ein ähnliches Wirtschaftswachstum von durchschnittlich bis zu einem Prozent pro Jahr aus.

Von diesen Ländern sei es "nur Österreich gelungen, auch überdurchschnittliche Verbesserungen bei der Lebensqualität zu erzielen", heißt es in einer BC-Aussendung. Laut Daten von BC hat Österreich sich bei den einzelnen Indikatoren tatsächlich stärker verbessert als die erwähnten Länder.

Wie schon an den Wettbewerbsrankings lässt sich freilich auch an der BC-Untersuchung manches aussetzen. Erhoben wurden keine eigenen Daten, Werte wurden nur aus anderen Studien und Untersuchungen – von der Weltbank, der Uno – zusammengetragen. Die Auswahl der herangezogenen Indikatoren ist natürlich subjektiv. (szi, 10.7.2017)