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Biologische Lebensmittel in einem Portfolio abzubilden ist nicht einfach. Einzeltitel sind oft hoch bewertet und würden damit teuer eingekauft. In großen Ketten macht der Anteil von Bioprodukten zudem erst einen kleinen Teil aus.


Foto: dapd / Lilli Strauss

Wien – Gesunde Ernährung – das ist ein Anliegen vieler Menschen, das sich unterschiedlich äußert. Einige verzichten auf Fleisch oder reduzieren Wurstwaren, andere versuchen, weniger Zucker zu sich zu nehmen. In den USA werden etwa die Supersizeverpackungen weniger. Andere meiden Fertiggerichte oder setzen auf Bio. In jedem Fall schlägt eine Veränderung in den Konsumgewohnheiten auf Unternehmen durch.

Vor allem der Trend zu Biolebensmitteln hat in den vergangenen Jahren für kräftiges Wachstum gesorgt. In den USA liegt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate im Zeitraum von 2005 bis 2016 bei 11,3 Prozent. Anleger orten in diesem Segment daher gute Wachstumsaussichten, denn gemessen am gesamten Lebensmittelmarkt betrug der Anteil von Biolebensmitteln im Vorjahr in den USA erst 5,3 Prozent.

Kleiner Teil in großen Ketten

"Für Investoren ist es aber nicht einfach, auf diese Entwicklungen zu reagieren", sagt Klaus Kumper von der Privatbank Gutmann. Denn großkapitalisierte Konsumgüterunternehmen seien derzeit nur geringfügig im Bereich Biolebensmittel engagiert. Von den Wachstumsraten in diesem Segment fällt auf die Konzerne daher noch nicht viel ab. Zudem haben "viele Konzerne einen hohen Anteil von verarbeiteten Lebensmitteln in den Produktportfolios", sagt Kumper. Damit eigneten sich diese Unternehmen nicht, um in den Trend zu gesunden Lebensmitteln zu investieren – selbst wenn es ein kleines Biosegment gibt.

Für Großunternehmen sei es zudem nicht so einfach, rasch auf einen neuen Trend aufzuspringen. Dennoch spüren sie die Veränderung im Konsumverhalten. Ein Beispiel dafür ist Coca-Cola. Das Unternehmen ist bei Anlegern nicht zuletzt wegen der langen Historie von Dividendenanstiegen beliebt. Aber in Zeiten, in denen Verbraucher ihren Konsum von Zucker reduzieren wollen und in denen in einigen Ländern immer wieder über eine Zuckersteuer nachgedacht wird, hat Coca-Cola Mühe, in den entwickelten Märkten zu wachsen. Selbst wenn Coca-Cola ein Getränk mit weniger Zucker oder gesünderen Inhaltsstoffen auf den Markt bringen möchte, habe das laut Kumper oft einen jahrelangen Vorlauf bis zum Launch des Produkts.

Wie also tun, wenn sich Anleger Bio ins Portfolio holen wollen? Gut selektieren, lautet die nicht ganz so einfache Antwort. Denn im Bereich Bio gibt es viele Unternehmen, die bereits eine hohe Bewertung aufweisen. "Anleger kaufen diese dann oft teuer ein", sagt Kumper. Die nach einem Höhenflug oft einsetzende Korrektur trifft Anleger dann hart.

Als Beispiel nennt Kumper die Biosupermarktkette Whole Foods. Das Unternehmen konnte bis vor einiger Zeit deutlich schneller wachsen als der Gesamtmarkt. Da aber der Wettbewerb intensiver wurde und auch günstigere Ketten ihr Biosortiment erweitert haben, hatte das Unternehmen in jüngster Vergangenheit mit einer Verlangsamung des Wachstums zu kämpfen. Dessen Aktie hat sich im Vergleich zum breiten Markt deutlich schlechter entwickelt. Hinzu kommt, dass Whole Foods vor der Übernahme durch Amazon steht, den Aktionären wurden wie berichtet 42 Dollar pro Aktie angeboten. Die Ankündigung des Deals brachte auch einen Ausverkauf von Aktien traditioneller Handelskonzerne in den USA.

Sensibler Markt

Diese Sensibilität führt dazu, dass man bei Gutman den Biotrend zwar genau beobachtet, in der Strategie ist er aber noch kein großes Thema. Da bleibt die Privatbank vorerst bei großen Anbietern wie Nestlé oder Unilever, deren Wachstum aus dem Bereich Heimtiernahrung, Kaffee oder Personal-Care-Produkten kommt.

Einen anderen Ansatz verfolgt BNP Paribas. Das Investmenthaus hat einen Fonds aufgelegt, der in jene Unternehmen investiert, die in der Bandbreite von Anbau bis zur Verpackung im Supermarkt inklusive der Liefer- und Logistikkette einen nachhaltigen Ansatz verfolgen. Unternehmen, die in diesen Bereichen umdenken und innovative Lösungen auf den Markt bringen, sind auf dem Radar von Michael Landymore, der den Fonds "Parvest Smart Food" managt.

Gekauft werden Firmen entlang der gesamten Nahrungsmittelkette, die nachhaltige Produktionsverfahren für Lebensmittel entwickeln und diese nachhaltig produzieren beziehungsweise ihre Zulieferkette nach den Kriterien der Nachhaltigkeit managen. Die Idee hinter dem Fonds ist dem Umstand geschuldet, dass die Weltbevölkerung wächst, die landwirtschaftliche Nutzfläche der Erdoberfläche aber begrenzt ist. Um einer Lebensmittelverknappung entgegenzuwirken, brauche es laut Landymore daher alternative Verfahren. (Bettina Pfluger, 15.7.2017)