Einen Tipp nicht nur für den Ausstellungsraum gibt Jannis Varelas.

Foto: R. Gerold

Wien – Das Glück ist ein Vogerl, schwer zu fangen und leicht zu verlieren, so erklärt es ein bekanntes Wienerlied. Was aber, wenn man nun einen Ziegelstein zu Hilfe nähme, um das Tierchen ein wenig zu beschweren? Nein, auch keine Lösung. So vermittelt es das Objekt Good Luck is a Birdie des Künstlers Hans Schabus: Unter einem groben Stück Ziegel lugt eine einzelne Vogelfeder hervor.

Zu haben ist dieses Aha- respektive Soso-Erlebnis derzeit im 21er-Haus. Instructions for Happiness heißt jene Ausstellung, mit der sich die Kuratoren Severin Dünser und Olympia Tzortzi dem immergrünen Thema Glücklichsein widmen. Glückskonzepte hinterfragen, vielleicht aber auch neue vermitteln, darin besteht das Ziel dieser freundlichen Vogerlkunde in 14 zeitgenössischen Positionen.

Glück des Augenblicks

Etliche Arbeiten beruhen auf Publikumsbeteiligung, weil eh klar: Man kriegt das Glück selten als Zaungast. So lädt die Künstlerin Anna-Sophie Berger ein, ein Kartenhaus zu bauen oder niederzureißen, vielleicht, um auf das Glück des Im-Jetzt-Lebens zu verweisen. Jannis Varelis fordert mit einem gewitzten Text Besucher auf, den Raum auf Nimmerwiedersehen zu verlassen, nach zehn Minuten aber wiederzukommen und von vorne zu beginnen.

Von einer Audioinstallation her ertönen Handlungsanweisungen, die zu neuen Erfahrungen im Kunstraum anregen sollen. So wird das Publikum aufgefordert, zwei Gruppen zu bilden, die "möglichst weit voneinander entfernt stehen", oder es heißt: "Jeder berührt eines jeden Hintern". Gut möglich indes, dass hier derjenige glücklicher bleibt, der Nein sagt, und sich stattdessen in jener kleinen Mitmach-Töpferwerkstatt die Finger schmutzig macht, die Barbara Kapusta beisteuerte. Multiplication of U heißt ihr Basteltisch, der uns vermitteln könnte, dass Glück auch etwas mit tätiger Selbstverwirklichung zu tun hat.

Finden manche Arbeiten einen durchaus raffinierten Zugang zu den Paradoxien des Glücks, bleiben andere eher seicht. Vielleicht muss man sie diesfalls aber auch nur anders betrachten – eine Idee vom Glück, die Kurator Dünser in einer Arbeit von Heinrich Dunst wiederfindet: Teil von Things Not Words ist ein Fußabstreifer im Mondrian-Design. Die Frage "Kunst oder Alltagsgegenstand?" sei es dabei, die dazu anregen könne, das vor der Nase liegende neu zu besehen. (Roman Gerold, 12.7.2017)