Arne Jysch nach Volker Kutscher, "Der nasse Fisch". € 18,50 / 216 Seiten. Carlsen, Hamburg 2017

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Seit 2008 ermittelt Kommissar Gereon Rath im Berlin der 20er- und 30er-Jahre: eine Stadt im Kokainrausch, gewalttätig, vergnügungssüchtig, ein politisches Pulverfass mit Kommunisten und Klassenkampf, an das die Nazis eine Lunte legen. Volker Kutscher hat mittlerweile sechs Krimis mit seinem zwiespältigen Antihelden vorgelegt; Arne Jysch hat dessen ersten Fall nun im Kleid einer Graphic Novel neu aufgerollt.

Der in Schwarz-Weiß gehaltene Noir-Bildroman hebt mit Raths karrieretechnischer Bauchlandung bei der Berliner Sitte an, von wo aus er sich ans Ziel seiner beruflichen Träume zurückarbeitet: die Mordkommission. Auf dem Weg dorthin verschwinden Personen und tauchen zumeist als Leichen wieder auf, Rath muss gegen sich selbst ermitteln und findet schließlich den Feind im eigenen Lager.

Doch wie etwas beweisen, wenn man selbst Dreck am Stecken hat? Souverän und bruchlos erzählt, zeichnet Der nasse Fisch (Polizeijargon für einen ungelösten Mordfall) im doppelten Wortsinn ein kantiges, vitales Sitten- und Zeitgemälde des Berlin der Weimarer Republik. (Helmuth Santler, Album, 18.7.2017)