Der Rhein-Ruhr-Express soll zuerst mit den Hightech-Scheiben ausgerüstet werden.

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Forscher des Siemens-Konzerns in Wien haben neue Fensterscheiben für Züge entwickelt, die den Mobilfunkempfang in der Bahn massiv verbessern sollen. Die hochfrequenzdurchlässigen Scheiben sollen Funkwellen weitaus besser durchlassen als konventionelle Wärmeschutzverglasungen. Damit können Fahrgäste im Internet surfen und telefonieren, auch ohne Einbau von Verstärkern, so das Unternehmen.

Bisher Verstärker nötig

Ohne Verstärkermodule in den Waggons sei ein guter Mobilfunkempfang in vielen Zügen bisher kaum möglich. Denn die Fensterscheiben der Züge sind zum Schutz vor Wärme und Sonne metallisch beschichtet. Dadurch wird nicht nur die Wärme- bzw. Sonneneinstrahlung reflektiert, sondern auch sonstige elektro-magnetischen Wellen.

Dadurch wirkt der Waggon wie ein Faradayscher Käfig – bei Hochgeschwindigkeitszügen beträgt die Abschirmung 99,9 Prozent.

50-fach verstärkte Signalleistung

Forscher haben nun eine spezielle Scheibenbeschichtung entwickelt, die Funksignale ungehindert passieren lässt. Möglich macht das ein feines Muster, das die Wissenschaftler per Laser in die elektrisch leitende, transparente Schicht der Scheiben einbringen. "Der Empfangspegel für mobile Endgeräte im Zug verbessert sich damit massiv", erklärt Lukas W. Mayer, Projektleiter bei der zentralen Siemens-Forschung in Wien in einer Aussendung.

"Mit unserer Lösung erreichen wir in Hochgeschwindigkeitszügen mindestens eine 50-fach stärkere Signalleistung bei den Mobilfunkbändern. Zudem lassen die Scheiben sämtliche Frequenzen, die für eine mobile Kommunikation sinnvoll sind, passieren – auch künftige Mobilfunkstandards wie 5G sind ohne zusätzliche Investitionen sofort verfügbar."

Erster Einsatz im RRX

Der Rhein-Ruhr-Express (RRX) wird als weltweit erster Serienzug mit einer neuen Hochfrequenz-Scheibenlösung von Siemens ausgestattet. Der Zug hat 400 Sitzplätze und ist mit 160 km/h unterwegs. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben sich laut dem Siemens-Österreich-Sprecher für eine andere technische Lösung entschieden: Sie bauen eigene Geräte (Intrain-Repeater) in die Züge ein, um damit die Kommunikation zwischen Handy und Mobilfunkstation zu verbessern. (APA, 14.07.2017)