Drei Jahre bzw. sechs Semester – so lange soll ein Bachelorstudium in den meisten Fällen dauern. Wie weit diese Vorgabe vom Studienalltag an österreichischen Unis entfernt ist, zeigt die sogenannte Erfolgsquote: Nur sechs Prozent jener Studierenden, die im Wintersemester 2008 mit dem Bachelor begonnen haben, sind in Mindeststudiendauer fertig geworden. Auch wenn man die zwei Toleranzsemester dazurechnet, die unter anderem für zu bezahlende Studiengebühren relevant sind, ist es nicht einmal jeder Dritte, der das Studium beendet. Dass die Werte an Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen viel besser sind, ist klar und liegt an der Organisationsform und dem klaren Berufsbild danach. Wer nicht in den ersten Semestern abbricht, beendet das Studium in Regelzeit.

Im Wissenschaftsministerium ist man mit den langsamen Studierenden an Unis nicht glücklich und wünscht sich ähnliche Erfolgsquoten. Man sähe gerne schnellere Abschlüsse, weniger Wechsel in andere Fächer und natürlich auch eine Reduzierung der Studienabbrüche.

Wer sich aber an die ursprüngliche Idee von universitärer Bildung erinnert, muss sich von bestimmten Erfolgsquoten entfernen und eigentlich andere Fragen stellen: Könnte die längere Studiendauer nicht auch bedeuten, dass sich Studierende in Österreich besonders ausführlich mit dem Stoff auseinandersetzen? Dass sie trotz Bologna-Verschulung auch in andere Fächer schnuppern und möglichst viel aus ihrer Studienzeit mitnehmen wollen? Dass sie vor dem Abschluss schon einen Job gefunden haben? Dass sie wegen Überbelegung auf Seminarplätze warten müssen? Oder dass sie nebenbei arbeiten (müssen) oder Kinder haben und ihre Zeit somit begrenzt ist? All diese Aspekte müssen in der Diskussion um Studienerfolge berücksichtigt werden. Vielleicht ist das in Bologna-Zeiten altmodisch, aber: Erfolg muss nicht immer gleich Abschluss heißen – vor allem an den Universitäten. (Lara Hagen, 14.7.2017)