SEK-Einsatz im Hamburger Schanzenviertel

Foto: Michael Kappeler

Hamburg – Während der schweren Ausschreitungen beim G20-Gipfel haben Polizeieinheiten nach Angaben des Hamburger Polizeipräsidenten einen Einsatz in dem von Randalierern dominierten Schanzenviertel zunächst verweigert. Sie hätten gesagt, es bestehe Lebensgefahr, sagte Ralf Martin Meyer "Spiegel Online". "Da mussten Spezialeinheiten her, um die Angreifer von den Dächern zu holen."

"Als die ersten Feuer brannten, hat Einsatzleiter Hartmut Dudde die Einheiten planmäßig aufgefordert, auf das Schulterblatt vorzurücken", sagte der Polizeipräsident. Randalierer hatten dort an einer Engstelle Steine gehortet, um anrückende Beamte damit zu bombardieren. Sie hatten stundenlang plündern und Feuer legen können, bis ein schwerer bewaffnetes Spezialeinsatzkommando die Häuser stürmte und die Polizei die Kontrolle über die Straßenzüge zurückgewann.

Es sei natürlich ein Konflikt, "wenn der Einsatzführer sagt, wir müssen da jetzt rein. Und die Einheiten sagen: Ja, aber nicht wir", erklärte Meyer. Die Gefahren für die Polizeibeamten wie für alle Menschen im Viertel seien aber nicht zu kalkulieren gewesen, ohne dass die Angreifer von den Dächern geholt werden. "Dieses Ausmaß an Gewalt haben wir alle noch nicht erlebt."

Das Vorrücken ins Viertel von einer anderen Seite sei ohne Erfolg probiert worden. "Es ging nicht, die Einheit wurde massiv, auch von erhöhten Positionen aus, angegriffen und musste sich zurückziehen", sagte Meyer. Bis die Spezialeineinheiten am Ort gewesen seien, habe es so lange gedauert, weil sie nicht für Demo-Einsätze vorgesehen waren. "Wir mussten sie erst zusammenziehen und hinbringen."

Der Hamburger Polizei war beim G20-Gipfel vorgeworfen worden, zu spät auf die Eskalation der Gewalt reagiert zu haben. Die von den Linksradikalen angerichteten Schäden sorgten weltweit für Entsetzen, der sozialdemokratische Bürgermeister der Stadt, Olaf Scholz, sieht sich mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. (APA, dpa, 15.7.2017)