Belgrad – Das führende serbische Nachrichtenmagazin "NIN" hat sich für die Titelseite entschuldigt, die am Donnerstag für Aufsehen und scharfe Kritik von Regierungspolitikern geführt hatte. "Es war absolut nicht unsere Absicht, die Holocaust-Opfer zu beleidigen", erklärte der "NIN"-Chefredakteur Milan Culibrk in einer Aussendung.

Die Wochenzeitschrift wollte demnach nur die Regierung wegen Missachtung geltender Arbeits- und Streikgesetze kritisieren, die sie selbst vorbereitet habe, erläuterte er ferner.

Das Cover der Zeitschrift erschien am Donnerstag mit einer Fotografie des Schriftzuges "Arbeit macht frei" aus dem deutschen KZ Dachau. Im Übertitel hieß es "Arbeitslager Serbien" und "Geheime Verträge und öffentliche Schande".

Den Anlass lieferte unter anderem der wochenlange Streik bei der italienischen Tochter von Fiat-Chrysler im zentralserbischen Kragujevac, in dem es erst am gestrigen Mittwoch zu ersten Verhandlungen mit der italienischen Geschäftsführung gekommen war. Der Streik wurde zuvor eingestellt. Der Vertrag mit dem italienischen Autoproduzenten, der 2008 einen 67-prozentigen Anteil am serbischen Autohersteller Zastava übernommen hatte, blieb bis dato ein Geschäftsgeheimnis.

Auf Probleme des heimischen Arbeitsmarktes aufmerksam machen

Kritische Medien warfen der Regierung bereits wiederholt vor, in Arbeitsstreitigkeiten die Interessen der ausländischen Investoren und nicht jene der eigenen Bürger zu schützen.

Parlamentspräsidentin Maja Gojkovic kritisierte die Aufmachung. Es handle sich um einen "rücksichtlosen, unzivilisierten und kranken Vergleich Serbiens mit den Nazi-Lagern". (APA, 20.7.2017)