Die neuen Post-Uniformen wurden von der in Berlin lebenden österreichischen Designerin entworfen

Morgens um halb zehn unter dem "Motto am Fluss" am Donaukanal: gelber Teppich, eine Stellwand mit Post-Logo, neun Mitarbeiter laufen in den neuen Postuniformen über den improvisierten Laufsteg, durch die Boxen dröhnt "Vienna Calling" von Falco.

Danach wirbelt Designerin Marina Hoermanseder in einem schimmernden Minirock und einem ihrer Post-Poloshirts durch die Kulisse, wenige Minuten später steht die in Berlin lebende österreichische Modedesignerin oben im Lokal zum Gespräch bereit. Es wird ein schnelles Steh-Interview, der enge Rock ist einfach nicht zum Sitzen geeignet.

Am Donaukanal wurden die neuen Uniformen der Post vorgestellt: Designerin Marina Hoermanseder (rechts) und Post-Chef Georg Pölzl (Mitte).
Foto: Anne Feldkamp

STANDARD: Sie designen normalerweise sehr feminine Mode. Was ist anders, wenn man eine Dienstuniform entwirft?

Hoermanseder: Die größte Umstellung für mich war, die Form nicht der Funktion überzuordnen. Normalerweise lautet das Credo bei mir: Die Mode muss am Laufsteg gut aussehen. Diesmal ging es darum, 12.000 Mitarbeitern das Leben zu erleichtern, zu schauen, dass sie sicher unterwegs sind, dass sie vertrauenswürdig aussehen – immerhin haben die Mitarbeiter Schlüssel zu allen österreichischen Haushalten. Und sie sollen die Uniform mit Stolz tragen.

STANDARD: Ist das nicht ein unmögliches Unterfangen?

Hoermanseder: Uniformen sind immer ein heikles Thema: Man muss sie tragen, wenn man für ein Unternehmen arbeitet. Ich wollte den Mitarbeitern auch nicht einfach mein Design aufoktroyieren. Deshalb habe ich auch einen Tag als Briefzustellerin und in der Filiale mitgearbeitet und mit vielen Mitarbeitern gesprochen.

STANDARD: Wie lauteten die Anforderungen der Post?

Hoermanseder: Mehr Gelb!

STANDARD: Sie haben letztlich mit unterschiedlichen Gelb-Tönen gearbeitet …

Hoermanseder: Nein, das Post-Gelb ist gleich geblieben, die Farbe sieht auf den unterschiedlichen Materialien nur verschieden aus. Außerdem habe ich dafür gekämpft, mein Design-Signet, die Schnalle, so in den Entwürfen unterzubringen, dass es passt. Jeder, der in die Post kommt, soll wissen: Marina hat die Uniformen gemacht.

STANDARD: Sie haben Ihre Schnalle ziemlich prominent auf Tüchern und Krawatten platziert …

Hoermanseder: … und mein Logo bei den Zustellern im All-over-Print auf den T-Shirts. Herr Pölzl von der Post hat mich in der Sache sehr unterstützt. Er trägt heute auch schon die neue Krawatte. So kann ich mir ein Portfolio im Bereich Corporate Fashion aufbauen.

STANDARD: Uniformen entwerfen Sie nicht zum ersten Mal …

Hoermanseder: Ich habe vor zwei Jahren die Entwürfe für Austrian Airlines gemacht, die leider nicht realisiert wurden. Am Anfang meiner Karriere habe ich für Ströck Feierabend Schürzen mit Leder und Denim entworfen. Mittlerweile habe ich auch weitere Anfragen aus dem Corporate-Bereich vorliegen. Mein Traum wäre eine Supermarktkette!

STANDARD: Sie haben hinsichtlich solcher Kooperationen keinerlei Berührungsängste. Gibt es denn etwas, was Sie ablehnen würden?

Hoermanseder: Ich würde nichts machen, was ich für unethisch halte. In einer Kooperation mit einem Beauty-Partner lautet meine erste Frage, ob sie Tierversuche machen. Alles, was meinem Wertesystem widerspricht, würde ich dankend ablehnen. Da könnte man mir jedes Geld der Welt bieten.

STANDARD: Dürfen Uniformen sexy sein?

Hoermanseder: Unbedingt. Ich gebe lieber auf der Post einen Brief auf, wenn mein Gegenüber eine sexy Uniform anhat und nicht ein vernudeltes Hemd. Ich habe jetzt gerade das neue Polo-T-Shirt an und fühle mich nicht, als hätte ich eine unsexy Arbeitskleidung an.

STANDARD: Wie macht man die Uniform der Post bitteschön sexy?

Hoermanseder: Meine Inspiration war der Wiener Chic. Damit bin ich groß geworden. Man geht in die Stadt und macht sich chic dafür. Deshalb tragen die Filialmitarbeiterinnen ein Hemdkleid mit einem kleinen Gürtel in der Taille. Mir war wichtig, dass die Damen Kleidchen mit Manschetten anhaben, um den Wiener Maßhemd-Chic rüberzubringen. Dann gibt's mit dem Tuch ein wenig Hermès-Tuch-Inspiration, bei mir ist es mit dem Posthorn und dem Stempel und meiner Schnalle bedruckt. Und ein Daunengilet für Männer und die Frauen, für mich ist das so ein bisschen eine Wiener Uniform.

STANDARD: Wer macht gute Uniformen?

Hoermanseder: Der deutsche Designer Guido Maria Kretschmer hat sich ein eigenes Imperium im Bereich Corporate Fashion aufgebaut. Er designt nicht nur, sondern produziert auch. Davor habe ich einen riesigen Respekt – und das ist auch ein Traum von mir. Solche Projekte sind so erfrischend für mich, weil es statt um Glamour, Models und Shows endlich um was Echtes geht.

STANDARD: Welche Erinnerungen haben Sie an die österreichische Post?

Hoermanseder: Ich erinnere mich vor allem an die Farbe Gelb. Und an die Poststempel. Mein Highlight als Kind war, Stempel und Stempelkissen zu benutzen.

STANDARD: Sie wohnen in Berlin. Was sagen Sie jetzt als Expertin zu den deutschen Uniformen?

Hoermanseder: Die sind auch gelb, aber um einiges einfacher und spießiger. Die können mit unseren natürlich überhaupt nicht mithalten. (Anne Feldkamp, 26.7.2017)

Weiterlesen

Lederkorsetts: Besuch bei Designerin Marina Hörmanseder

So interpretiert die Designerin die neuen Uniformen: Marina Hoermanseder in Gürtel-Mini und Post-Shirt.

Foto: Österreichische Post AG/Xandra Linsin

Neun Mitarbeiter der Post stellten die neuen Uniformen vor, an denen ein halbes Jahr gearbeitet wurde.

Foto: Österreichische Post AG/Xandra Linsin

Wenn diese Uniformen den Praxistest erfolgreich durchlaufen, werden sie ab 2019 so in der Öffentlichkeit zu sehen sein.

Foto: Österreichische Post AG/Xandra Linsin

Die Post wünschte sich mehr Gelb, und sie bekam es auch: gelbes "Kleidchen" mit Tucherl für die Damen ...

Foto: Österreichische Post AG/Xandra Linsin

... und knielange Shorts mit Baseballkappe für die Paketüberbringer.

Foto: Österreichische Post AG/Xandra Linsin