Patienten, die an Dickdarmkrebs im frühen Stadium leiden, könnten in Zukunft von spezifischen Gentests profitieren, die ihre Prognose vorhersagen und dabei helfen, die richtige Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie zu treffen.

Zwei Biomarker dafür sind das MACC1-Gen, dessen Aktivität mit der Ausbildung von Metastasen und aggressivem Tumorwachstum verbunden ist, und das dMMR-System, das fehlerhafte Reparaturmechanismen der DNA und Tumorbildung anzeigt. Das Vorhandensein eines fehlerhaften Reparaturmechanismus und eine niedrige Genaktivität von MACC1 erhöht die Lebenserwartung der Patienten.

Wissenschaftler des Max-Delbrück Centrums für Molekulare Medizin (MDC) und der Charité – Universitätsmedizin, beide in Berlin, haben an einer Untersuchung an rund 600 Darmkrebs-Patienten im Stadium II (lokal-aggressiver Tumor ohne Metastasen) erstmals gezeigt, dass der MACC1-Gentest dazu beitragen kann, die Patienten mit fehlerhaftem Reparatursystem weiter zu differenzieren.

Ist bei ihnen die MACC1-Genaktivität niedrig, so haben sie eine ähnlich günstige Prognose wie Patienten, deren Reparatursystem fehlerhaft ist; ihre Überlebenszeit nach fünf Jahren liegt bei 100 Prozent. Die Gentests könnten Auswirkungen auf die Behandlungsempfehlung haben, da diese Patienten nicht von einer Chemotherapie profitieren. Die Ergebnisse der Berliner Studie wurden in der Zeitschrift "Annals of Oncology" veröffentlicht.

Genetische Subtypen

Bei Dickdarmkrebs beträgt die Überlebensrate nach fünf Jahren durchschnittlich 70 Prozent. Der Behandlungserfolg ist wesentlich davon abhängig, ob der Tumor in einem frühen Stadium gefunden wird, vollständig entfernt werden kann und auf Chemotherapie anspricht.

In den vergangenen Jahren ist es gelungen, genetische Subtypen der bösartigen Darmtumoren zu identifizieren, die eine unterschiedliche Prognose der Erkrankung haben. So weisen bis zu 15 Prozent der bösartigen Tumoren des Dickdarms fehlerhafte DNA-Reparaturmechanismen auf, die sogenannte DNA mismatch repair deficiency (dMMR). Ein aussagekräftiger Biomarker ist ebenfalls das Gen MACC1. Es steht für "Metastasis-Associated in Colon Cancer 1" – mit Metastasen bei Dickdarmkrebs assoziiertes Gen. Ein Bluttest für den Nachweis von MACC1 ist patentiert

Die 5-Jahres-Überlebenszeit der Patienten mit Darmkrebs im Stadium I – III und einem niedrigem MACC1-Wert liegt bei 80 Prozent, im Vergleich zu nur 15 Prozent für Patienten mit hohen MACC1-Werten. "Der Bluttest kann das erhöhte Risiko für eine Rückkehr des Tumors und eine Metastasierung anzeigen", so Ulrike Stein. "Er hilft bei der schwierigen Entscheidung, ob Patienten im frühen Stadium eine Chemotherapie bekommen sollen." Dies bezieht nun auch die Patienten ein, deren Reparaturmechanismen im Stadium II der Erkrankung eingeschränkt sind. (red, idw, 26.7.2017)