Vor einiger Zeit wurde in einem Blogbeitrag auf die fantastischen gesanglichen Qualitäten von Mrs. Miller hingewiesen. Einen Tanzschritt weitergedacht, soll nun auf die in Vergessenheit geratene Tanzgruppe hingewiesen werden, die in Sachen Skurrilität ihresgleichen sucht. In den 1970ern, als Schlaghosen, Plateauschuhe und grelle Farben en vogue waren, war musikalisch auch einiges möglich. Von Punk und Hard Rock über heimelige Schlagermusik bis hin zu eingängigen Discoklängen erstreckten sich die Genres. Und natürlich wurde dazu getanzt.
Die Spanier Ballet Zoom
Eine Gruppe, die sich den effektvollen Bewegungen zu knackigen Discobeats verschrieben hatte, trat 1973 ins Licht der Öffentlichkeit. Eine Truppe von tänzerisch hoch motivierten Spanierinnen und Spaniern. Die etwa ein Dutzend Mitglieder von Ballet Zoom traten regelmäßig in der spanischen TV-Show "Señoras y Señores" auf und präsentierten in der großen Samstagabend-Sendung ihre erstaunlichen Showeinlagen. Die vom rumänischen Filmemacher Valerio Lazarov auf Video gebannten Auftritte von Ballet Zoom lassen an Skurrilität keine Wünsche offen.
Hier eine bemerkenswerte Performance, bei der unschuldige kleine Kätzchen in einem psychedelischen Tanz von Menschen in hautengen Ganzkörperanzügen durch die Luft geschwungen und in die Kamera gehalten werden:
Der Cancan, ein französischer Tanz im 2/4-Takt. Ballet Zoom sorgten dafür, dass er nicht in Vergessenheit gerät:
Eine Besonderheit der Auftritte der Tanztruppe war zweifellos der Einsatz ungewöhnlicher Gerätschaften auf der Showbühne. Hier zum Beispiel wird fröhlich gewippt:
Bei manchen der Videos fehlen einem tatsächlich die Worte. Die folgenden Bilder könnten problemlos einem Rausch des LSD-Gurus Timothy Leary entsprungen sein. Tänzerinnen und Tänzer agieren im modischen Bienenkostüm:
Das gute alte Sprungseil – nie kam es abseits von Volksschulturnsälen effizienter zum Einsatz als in der beeindruckenden Choreografie von Ballet Zoom mit dem Titel "Comba":
Das Weltall – unendliche Weiten. Irgendwie. Gleichzeitig hervorragende Beckenboden-Technik der Damen und Herren:
Sehr sehenswert auch der Einsatz einer herkömmlichen Bratpfanne. Wir bewundern hier das gekonnte Zusammenspiel zwischen einem schnöden Küchenutensil und den Tänzerinnen und Tänzern. Das muss man den Damen und Herren erst einmal nachmachen:
Mein persönliches Highlight: Ballet Zoom auf den Spuren des Musikers Glenn Miller. Von Millers Klassiker "In The Mood" existieren unzählige Versionen, doch die Performance im folgenden Video brennt sich ausgesprochen nachhaltig ins Gedächtnis ein. Da gackern doch die Hühner:
Trotz vollsten Körpereinsatzes blieb der große internationale Durchbruch der Tanztruppe leider aus – eigentlich vollkommen unverständlich bei der herausragenden Qualität der dargebotenen Showeinlagen. 1978 löste sich Ballet Zoom auf.
Was bleibt ist ein unvergesslicher Beitrag zur Popkultur jener Tage, ein Vorgriff auf viralen Cat-Content und die Erkenntnis, dass wohl in jedem Huhn ein Quäntchen Glenn Miller steckt. (Kurt Tutschek, 1.8.2017)
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