Genf – Angesichts der weltweiten Verbreitung von Virus-Hepatitis drängt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) darauf, in allen Ländern der Welt schon Neugeborene in den ersten Lebensstunden gegen die Hepatitis B zu impfen. Auch in wohlhabenderen Ländern steige die Zahl der Fälle, sagte Marc Bulterys, Leiter des WHO-Hepatitis-Programms, anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages (28. Juli) in Genf.

Die WHO hat die Hepatitis-B-Impfung in den ersten 24 Stunden nach der Geburt 2009 erstmals empfohlen. Länder mit relativ wenigen Fällen hätten dies aber nicht umgesetzt, sagte Bulterys. Nach Auswertung neuer Studien habe die WHO die Empfehlung Anfang Juli aber nun für alle Länder ohne Ausnahme erneuert.

In Österreich kostenlos

In Österreich ist die Hepatitis-B-Impfung seit Jahren Teil des für die Eltern kostenlosen Kinderimpfprogrammes unter Verwendung des Sechsfach-Impfstoffes beginnend mit dem dritten Lebensmonat. Weltweit waren 2015 nach WHO-Schätzungen 71 Millionen Menschen mit Hepatitis C und 257 Millionen mit Hepatitis B infiziert, den beiden bedeutendsten der fünf Hepatitis-Typen. 1,3 Millionen Menschen starben durch die Infektionen, etwa so viele, wie durch Tuberkulose umkamen. Weniger als zehn Prozent der Infizierten wüssten aber überhaupt von ihrer Krankheit.

Die WHO empfiehlt deshalb stärkere Routine-Diagnoseprogramme. "Es gibt keinen Grund, warum Millionen von Menschen noch nicht getestet sind und deshalb die Medikamente nicht bekommen, die sie so dringend benötigen", sagte der Direktor der für HIV und Hepatitis zuständigen Abteilung, der aus Österreich stammende Tropenmedizin- und Infektionsspezialist Gottfried Hirnschall.

30 Prozent Infektionen durch Spritzengebrauch

Rund 70 Prozent der Hepatitis-Kranken leben nach WHO-Angaben in 28 Ländern, darunter China, Indien, Südafrika und Brasilien. 89 Prozent der Länder hätten den Kampf gegen die Hepatitis inzwischen zur Priorität gemacht. 30 Prozent der Infektionen erfolgen durch falschen Spritzengebrauch.

Gegen Hepatitis C gebe es seit vier Jahren gute Medikamente, die 95 Prozent der Patienten mit einer Dreimonatsbehandlung heilen können. Der Preis eines Generikaprodukts des indischen Herstellers Mylan mit WHO-Qualitätsstempel sei drastisch gesunken. Arme Länder hätten mit dem Hersteller Preise von rund 230 Euro für das Dreimonatsrezept ausgehandelt, sagte Bulterys. In wohlhabenden Ländern seien die Medikamente teurer. Die WHO rechnet mit der Zulassung mehrerer weitere Medikamente in naher Zukunft.

Die Organisation Ärzte der Welt forderte von der Bundesregierung und den Krankenversicherungen, schärfer gegen "Wucherpreise" bei den lebensrettenden Medikamenten vorzugehen. Bei Hepatitis B brauchen Patienten laut WHO lebenslang Medikamente. Hier hätten manche Länder mit den Herstellern Preise von nur noch rund 40 Euro für die Behandlung pro Patient pro Jahr ausgehandelt. (APA, 28.7.2017)