Rabat – Marokkos König Mohammed VI. hat Hunderte Aktivisten begnadigt, die im Norden des Landes an Protesten gegen die Regierung teilgenommen hatten. Insgesamt sei 1178 Menschen die Strafe erlassen worden, teilte das marokkanische Justizministerium über die staatliche Nachrichtenagentur MAP mit.

In der Provinz Al-Hoceima kommt es seit Oktober vergangenen Jahres immer wieder zu großen Demonstrationen. Die Proteste richten sich gegen Arbeitslosigkeit, Polizeiwillkür und Korruption. Wie Marokkos unabhängige Tageszeitung "Assabah" berichtete, sei der prominente Anführer der Protestbewegung, Nasser Zefzafi, von der Begnadigung ausgenommen. Der Aktivist befindet sich seit Mai im Gefängnis.

Toter Fischhändler als Auslöser

Die Proteste in Al-Hoceima eskalierten, als ein Fischhändler in einer Müllpresse getötet wurde. Als sein illegaler Fang konfisziert und vernichtet wurde, sprang der Mann in den Müllwagen.

Es sind die größten Proteste in Marokko seit Beginn des Arabischen Frühlings. Protestbewegungen und Volksaufstände hatten seit Dezember 2010 viele Länder in Nordafrika und im Nahen Osten erfasst. Damals hatte König Mohammed VI. mit einer Verfassungsänderung dem Parlament mehr Macht übertragen.

Ein Anwalt der bei den Protesten festgenommenen Demonstranten, Abdessadek al-Bouchtaoui, nannte die nunmehrige Begnadigung der vielen Häftlinge einen "positiven Schritt". Dies reiche aber bei weitem nicht aus. Es müssten alle Menschen, die bei den Protesten gefasst wurden, freigelassen werden, forderte der Anwalt. (APA, 30.7.2017)