Jakob Pöltl lauscht Teamchef Kestutis Kemzura bedächtig.

Foto: APA/Neubauer

Mit dem NBA-Spieler der Toronto Raptors sieht es für Österreich unter den Körben schon ein wenig besser aus.

Foto: APA/Neubauer

"Aber du brauchst auch Spieler, die das Spiel organisieren können", sagt Teamchef Kemzura. Thomas Schreiner und Thomas Klepeisz sollen das erledigen.

Foto: APA/Neubauer

Wien – Im österreichischen Basketball herrscht wieder einmal Aufbruchsstimmung. Die Hoffnungen auf einen Aufstieg in der WM-Vorqualifikation sind groß. Genau genommen 2,13 Meter groß. Jakob Pöltl, NBA-Spieler bei den Toronto Raptors, feiert seine Pflichtspiel-Premiere fürs Nationalteam am Mittwoch auswärts in Albanien (20.30 Uhr, live auf ORF Sport plus). In einer Dreiergruppe mit den Niederlanden qualifizieren sich nach Hin- und Rückspiel die ersten Zwei für die Hauptrunde mit 32 Teams in acht starken Vierergruppen. "Der Aufstieg ist Pflicht", sagt Hubert Schreiner, Präsident des Basketballverbandes (ÖBV).

Kestutis Kemzura geht in sein zweites Jahr als Teamchef. Dem 47-jährigen Litauer liegt noch immer die verpasste EM-Quali im vergangenen Sommer im Magen. "Ich hätte einen Teil des Druck von den Spielern nehmen müssen, das hab ich nicht geschafft." Im österreichischen Sport hat der Konjunktiv immer Konjunktur. Ob man sich mit Pöltl für die EM qualifiziert hätte, ist natürlich eine "eine sinnlose Frage." Pöltl war wegen seiner ersten NBA-Saison verhindert, manche Dinge gehen sich im Leben zeitlich nicht aus.

Lange Absageliste

Kemzura hat sein Heimatland Litauen bei Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen gecoacht. Dass sieben Spieler des letztjährigen ÖBV-Kaders abgesagt haben, findet er schlimm. Es gibt verschiedene Gründe: Familie, Verletzungen oder mangelnde Perspektiven als Basketballprofi. "Ich bin niemanden persönlich böse, aber das Nationalteam braucht einen höheren Stellenwert in Österreich." Kemzura hat im Juli vier Wochen intensiv mit dem ÖBV-Team gearbeitet, "die Spieler haben etwas vom Team, wir machen sie individuell besser. Es sind kleine Schritte, "die Früchte erntet vielleicht ein anderer Trainer in der Zukunft."

Trotzdem hat Österreich "die besten Basketballer des Landes im Kader", sagt Schreiner. Rasid Mahalbasic, der ab kommender Saison in der deutschen BBL für Vizemeisters Oldenburg spielt, ist laut Kemzura der bestimmende Faktor in der Offensive. Mit Thomas Schreiner (ehemals Andorra, wird in den kommenden Tagen innerhalb der ersten spanischen Liga wechseln), Thomas Klepeisz (ebenfalls in der BBL bei Braunschweig) und Moritz Lanegger (Naestved, Dänemark) besteht eine mögliche erste Fünf nur aus Legionären.

Streitfall neuer Modus

In diesem Jahr wird im internationalen Basketball nichts mehr so sein, wie es einmal war. Wie im Fußball und im Handball werden die Nationalmannschaften in Zukunft nicht nur im Sommer, sondern auch während der Saison ihre Qualifikationsspiele bestreiten.

Ab 2017 gibt es sechs Zeitfenster von je zehn Tagen, in denen die Nationalteams je zwei Pflichtspiele bestreiten. Analog zum Fußball ruht in dieser Zeit der Ligabetrieb auf der ganzen Welt, mit Ausnahme der USA, wo die NBA weiterspielt. Die Zeitfenster sind für November, Februar, Juni, September, November und Februar geplant. Die Anzahl der Länderspiele nimmt dadurch zu, das soll dem Sport zu mehr Popularität verhelfen. "Die Nationalmannschaften sind in jedem Land die Lokomotiven im Basketball. Wir müssen ihre Rolle schützen und ausbauen", sagt FIBA-Generalsekretär Patrick Baumann aus der Schweiz.

Vorbildwirkung

Steigt Österreich in der WM-Quali auf, fehlt Pöltl im November fix. Der Spielplan der Euro League, der von den Topvereinen Europas gegründeten und ohne FIBA veranstalteten Königsklasse des Basketballs, sieht ebenso wie die NBA keine Fenster für Nationalteams vor. Kestutis Kemzura findet den neuen Modus schlecht, "weil es für die Spieler keine Entscheidung zwischen Einsätzen für den Klub oder das Nationalteam geben sollte."

Ob Jakob Pöltl allein mit seinem Mitwirken im Teamdress dem Basketball in Österreich zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen kann, wird sich auch anhand der Zuschauerzahlen bei den Heimspielen gegen die Niederlande und Albanien (5.8., 19.30 Uhr bzw. 12.8., 16 Uhr im Multiversum Schwechat) zeigen. Für Aufbauspieler Thomas Klepeisz ist es "eine Welle, die man reiten" müsse. Es handelt sich um "eine Möglichkeit, die wir noch nie hatten". Auch Kemzura betonte die Vorbildwirkung eines NBA-Spielers. "Jakob zeigt, dass es mit harter Arbeit möglich ist, so weit zu kommen." (Florian Vetter, 1.8.2017)