Wenn es heiß ist, zirkuliert das Blut schlechter – die Folge können Übelkeit oder Schwindel sein.

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Schwitzen ist wichtig für die Kühlung des Körpers.

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Auch wenn derzeit viele Menschen schweißgebadet über die Hitze stöhnen, es handelt sich offenbar mehr um Befindlichkeit als echte Gesundheitsprobleme bei Temperaturen deutlich über dem 30-Grad-Pegel. "Das 'Hitzetelefon' (050 555 555 österreichweit und kostenlos; Anm.) verzeichnete im Juli nur 33 Anrufe", heißt es vonseiten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).

Die AGES bietet dieses Service gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium an. "Die Anrufer haben eher allgemeine Fragen. Zum Beispiel, was man bei einer solchen Hitzeperiode trinken oder essen soll. Ein Anrufer wollte wissen, ob das Grillverbot in Wien noch gilt. Für die öffentlichen Grillplätze gilt es", so ein AGES-Sprecher.

Zum Thema Essen und Trinken äußert sich die AGES folgendermaßen: Als Getränke eignen sich besonders Leitungs- und Mineralwasser, verdünnte Obst- und Gemüsesäfte sowie ungesüßte Früchte- und Kräutertees. Nicht geeignet sind stark gesüßte und alkoholische Getränke. Man sollte pro Tag mindestens eineinhalb bis drei Liter täglich trinken. Bei Erwachsenen, die anstrengende Tätigkeiten durchführen, können auch weitaus größere Mengen erforderlich sein.

Trinken, trinken, trinken

"Bei starkem Schwitzen verliert der Körper auch erhebliche Mengen an Mineralstoffen. Dieser Verlust kann durch den Konsum von mineralstoffhaltigen Getränken ausgeglichen werden. Eine andere Möglichkeit ist die Zugabe von etwas Salz zu Getränken, die nur geringe Mengen an Mineralstoffen aufweisen", empfiehlt die AGES.

Kreislaufprobleme im Sommer entstehen häufig dann, wenn die Hitze die eigene Körpertemperatur von 37 Grad überschreitet. "Spürt man den Durst, ist es häufig schon zu spät. Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel, oder Müdigkeit sind die Folgen", sagt der Notfallmediziner Michael Zink. Personen mit Nieren- oder Herz-Kreislauferkrankungen sollten unbedingt ihren Arzt hinsichtlich der geeigneten Flüssigkeitsmenge konsultieren. Dies gilt auch für Personen, die aus medizinischen Gründen die Flüssigkeitszufuhr beschränken müssen.

Keine großen Mahlzeiten sollten während Hitzeperioden eingenommen werden. Bekömmlicher sind mehrere kleine Mahlzeiten verteilt auf den ganzen Tag. Zu bevorzugen sind leicht verdauliche und fettarme Nahrungsmittel mit hohem Wassergehalt. Dazu zählen insbesondere: Obst und Gemüse (Melonen, Gurken, Paradeiser etc.), Kompotte, Salate, fettarme Fleisch- und Gemüsesuppen, fettarme oder verdünnte Milch und Milchprodukte (z.B. Buttermilch mit Mineralwasser). Fette Speisen sollten bei großer Hitze nicht, Fleisch nur in geringen Mengen konsumiert werden.

Schwindel und Rhythmusstörungen nicht ignorieren

Da das Blut bei Hitze schlechter zirkuliert, kann es zu Übelkeit oder Schwindel – im schlimmsten Fall zum Kreislaufstillstand kommen. Wenige Sekunden später wird die betroffene Person bewusstlos. "Manchmal gehen dem Stillstand Rhythmusstörungen voraus, die können sich auch als Schwindel äußern", erläutert Notfallmediziner Zink. Besonders achtsam sein sollten Herzkranke oder Menschen, die an einer Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck, Übergewicht oder, Diabetes leiden. "Sie zählen zur Risikogruppe neben Rauchern, Herzinfarkt-Patienten und auch Personen mit einer geringen körperlichen Inaktivität", warnt Zink.

Bei einem Kreislaufstillstand zählt jede Sekunde, denn bereits nach drei Minuten können schwere Dauerschäden im Gehirn entstehen. Bis Rettung und Notarzt eintreffen, dauert es trotz gut ausgebautem Rettungssystem durchschnittlich zwischen 8 und 15 Minuten, die einzige Überlebenschance in dieser Zeit ist: Erste Hilfe. "Ein Mensch, der auf Grund eines Kreislaufstillstandes bewusstlos wird, befindet sich in einem Zustand zwischen Koma und Hirntod und verspürt keinen Schmerz. Das heißt, man kann ohne Bedenken die möglicherweise schmerzhaften Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen", so Zink.

Kälte gefährlicher als Hitze

Übertriebene Ängste vor der Hitze sind nicht angebracht. Kaltes Wetter ist einer wissenschaftlichen Studie zufolge, die im Frühjahr 2015 im "Lancet" publiziert worden ist, für die Gesundheit viel schädlicher als warmes. Die Forscher hatten für die Untersuchung 74 Millionen Todesfälle zwischen 1985 und 2012 in 13 Staaten quer über den Erdball ausgewertet. Das Team um Antonio Gasparrini vom Hygiene-und Tropeninstitut in London setzte die Daten in Verbindung zu einer für jedes Land einzeln berechneten Idealtemperatur.

Das Ergebnis der Wissenschafter: Kälte ist für etwa 20 Mal mehr Todesfälle verantwortlich als Wärme. Ist es zu warm, belastet das vor allem Herz und Kreislauf. Ist es zu kalt, kommen laut Studie Probleme mit den Atemwegen als weiteres Risiko hinzu, außerdem ist dann die Immunabwehr schwächer. Kälte war der Studie zufolge für 7,29 Prozent aller Todesfälle verantwortlich, Wärme nur für 0,42 Prozent. Aber: Extreme Temperaturen – egal ob eisige Kälte oder große Hitze – waren nur für relativ wenige Todesfälle verantwortlich. Die meisten wetterbedingten Todesfälle ereigneten sich an mäßig heißen und vor allem an etwas zu kalten Tagen, wie Gasparrini erläuterte. (red, APA, 1.8.2017)