Der Burgbichl in Irschen.

Foto: Universität Innsbruck

Ausgrabungen im Torbereich

Foto: Universität Innsbruck

Marmorschwelle im Eingangsbereich der Kirche

Foto: Sarah Defant

Marmornes Säulchenfragment mit Kapitell aus dem Altarraum

Foto: Universität Innsbruck

Ausgrabungen im Wohngebäude

Foto: Universität Innsbruck

Bereits zum zweiten Mal finden diesen Sommer im Kärntner Irschen archäologische Ausgrabungen auf dem Burgbichl, einem circa 170 Meter hohen Hügel an der Südseite der Drau, statt. 2016 konnte die Vermutung bestätigt werden, dass es sich bei den über Tage sichtbaren Mauern um die Überreste einer spätantiken Siedlung (5. beziehungsweise 6. Jahrhundert n. Chr.) handeln könnte.

Seit 2017 wird die Grabung vom Institut für Archäologien der Universität Innsbruck gemeinsam mit dem Institut für Kulturgeschichte der Antike an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt. Finanzielle Unterstützung gibt es auch vonseiten des Bundesdenkmalamts und der Gemeinde Irschen. An den Ausgrabungen beteiligen sich engagierte Asylsuchende aus der Umgebung. Die Forschungen in Irschen stießen bereits im vergangenen Jahr auf großes Interesse bei der lokalen Bevölkerung.

Entdeckungen und Erwartungen

Nach den Ergebnissen des Vorjahres sind die Erwartungen auch dieses Jahr sehr hoch. 2016 konnte die Umfassungsmauer der Höhensiedlung freigelegt werden. Es handelt sich dabei um eine massive Struktur, die noch bis in eineinhalb Metern Höhe erhalten ist und die Siedlung talseitig gegen unbefugten Zutritt sicherte.

Auf dem höchstgelegenen Plateau des Burgbichls wurde das religiöse Zentrum der Siedlung vermutet. Dies konnte in mehreren Flächen nachgewiesen werden, da sich hier die Relikte einer frühchristlichen Kirche abzeichneten. Ein Abschnitt der Apsis wurde ebenso freigelegt wie Teile des Zentralraumes. Der Erhaltungszustand der Mauerstrukturen war überraschend gut, und es wurden Reste des antiken Bodens dokumentiert. Als Besonderheit kam ein als Stufe wiederverwendeter Marmorblock zutage.

Exzeptionell ausgestattete Kirche

Angrenzend an den im Vorjahr ergrabenen Abschnitt der Umfassungsmauer wird heuer der Torbereich erforscht, der sich an der topografisch plausibelsten Stelle der Höhensiedlung befindet. Bereits jetzt zeichnet sich mindestens eine Erhaltungshöhe von eineinhalb Metern ab.

Eine weitere Zielsetzung der diesjährigen Kampagne besteht darin, die Eingangssituation der Kirche sowie das Aussehen des Altarraumes zu klären. Beide Erwartungen konnten erfüllt werden: Der Eingang zum Zentralraum erfolgte über eine Schwelle aus zwei bearbeiteten Marmorblöcken. Neben dem Verlauf der Apsismauer zeichnet sich im Altarraum bereits eine freistehende gemauerte Priesterbank ab. Ebenso wurde ein marmornes Kapitell, das eventuell Teil der Altarschranke ist, gefunden. Bisher kann bereits festgehalten werden, dass die Ausstattung der Kirche aufgrund der großen Anzahl an Marmorfragmenten exzeptionell ist.

Außerordentlich gut erhaltenes Wohngebäude

Am Ostrand der Siedlung, etwas versteckt, hat das Archäologenteam mehrere Mauerstrukturen freigelegt, die sich bereits unter dem Bewuchs abzeichneten. Die Erhaltungsbedingungen in diesem Bereich sind außerordentlich gut, sodass es hier den Ausgräbern sogar möglich war, Wandverputz flächig zu dokumentieren. Eine Verbindung der bisher ausgegrabenen Räume ist durch die Entdeckung mehrerer Durchgänge nachgewiesen. Neben den massiven Steinmauern dürfte der Bau auch über Holzstrukturen verfügt haben.

Sehr zur Freude der Grabungsleitung wurden bereits in den ersten zwei Wochen zahlreiche Fundstücke geborgen, darunter Münzen, Bronzefibeln und einige andere Metallgegenstände sowie Keramikbruchstücke und Knochen. Darunter befinden sich auch Funde aus dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr., die auf eine frühe Nutzung des Burgbichls in der römischen Kaiserzeit deuten.

Für die ausstehenden eineinhalb Wochen hoffen die Archäologen noch weitere aufschlussreiche Strukturen freizulegen und zahlreiche Funde zu bergen – und natürlich blicken wir schon gespannt auf den nächsten Sommer auf dem Berg. (Katharina Blasinger, Sarah Defant, Felix Kainrath, 3.8.2017)