Sebastian Ofner hat Ausdauer bewiesen im Glutofen am Kitz-Centre-Court.

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Nach dem Leiberlwechsel der Moment der Befreiung. Spiel, Satz und Sieg.

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Musste hart für seinen Erfolg arbeiten: Gerald Melzer.

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Kitzbühel – Der 21-jährige Sebastian Ofner hat am Mittwoch in Kitzbühel sensationell den topgesetzten Pablo Cuevas aus Uruguay besiegt. Der Steirer gewann nach zwei Stunden mit 6:3, 2:6, 7:6 (3) und steht erstmals bei einem ATP-Tour-Turnier unter den letzten acht.

Ofner, der in Wimbledon bei seinem ersten Rasenturnier und ersten Grand-Slam-Turnier aus der Qualifikation heraus bis in die dritte Runde vorgestoßen war, schickt sich an, auch bei seiner Kitzbühel-Premiere ganz weit zu kommen. Denn im Viertelfinale muss er sich vor dem Argentinier Renzo Olivo, dem 118. im ATP-Ranking, keinesfalls fürchten.

Es war vor rund 4.000 begeisterten Zuschauern im Stadion ein Match auf des Messers Schneide zwischen dem Youngster und dem Weltranglisten-27. Ofner begann stark, schaffte gleich ein Break zum 2:0 und hatte schon nach 26 Minuten den ersten Satz mit 6:3 in der Tasche.

Ofner, der im gesamten Match mit seiner krachenden beidhändigen Rückhand sehenswerte Winner entlang der Linie schlug, ließ danach etwas nach. Cuevas, der sein erstes Kitz-Match nach einem Freilos spielte und sich wohl erst an die Höhenlage anpassen musste, steigerte sich hingegen. Beim Stand von 5:2 für Cuevas, 15:30, Aufschlag Ofner musste das Match wegen eines Unwetters für fast 90 Minuten unterbrochen werden.

Zwar verlor Ofner nach Wiederbeginn schnell seinen Aufschlag und damit den Satz. Doch im dritten Durchgang wurden die Karten neu gemischt. "Es war ein bisserl schwierig, weil ich den zweiten Satz relativ glatt verloren habe. Aber ich habe dann im dritten gesagt, jetzt gebe ich noch einmal alles und geschaut, dass ich bei meinen Aufschlag-Spielen solide bin", resümierte Ofner später. "Es hat ganz gut gepasst."

Besonders knapp vor dem Aus stand Ofner bei 4:5 und 0:30 bei eigenem Aufschlag. Der ÖTV-Vertragsspieler, der seit einem Jahr in Kooperation des ÖTV mit der Akademie von Günter Bresnik trainiert, fing sich aber und rettete sich ins Tiebreak. "Ich war froh, dass ich ins Tiebreak gekommen bin. Es waren doch ein paar brenzlige Situationen bei meinen Aufschlagspielen. Im Tiebreak habe ich mir nur gedacht, dranbleiben, fokussiert sein, so locker wie möglich."

Vor einem halben Jahr noch weitgehend unbekannt, peitschten die Zuschauer den Jungstar zur Sensation. "Als ich den Ball zum 5:1, den Vorhand-Longline-Winner, geschlagen habe, habe ich kurz Gänsehaut gehabt. Weil so etwas habe ich noch nie erlebt", erinnerte sich Ofner an den tosenden Applaus kurz vor dem Sieg im Tiebreak.

Auch wenn er im ersten und dritten Satz sehr starkes Tennis gezeigt hat, am Zenit sieht er sich noch nicht. "Es war schon sehr gut, aber da ist sicherlich noch einiges drinnen. Gegen Jack Sock war der fünfte Satz besser", erinnerte er sich an das Zweitrundenmatch von Wimbledon.

Nach Ofner hat auch Vorjahreshalbfinalist Gerald Melzer das Viertelfinale erreicht. Der 27-Jährige besiegte den kolumbianischen Qualifikanten Santiago Giraldo nach 81 Minuten mit 6:3, 7:6 (1) und trifft nun nicht auf Titelverteidiger Paolo Lorenzi (ITA/3), sondern auf Joao Sousa (POR), der den Italiener 6:7 (5), 6:4, 6:1 bezwang. Damit hat von den acht Gesetzten nur Fabio Fognini (ITA/2) die Runde der letzten acht erreicht.

Melzer schiebt sich mit dem Erfolg wieder unter die besten 130 zurück. An die Rückkehr in die Top 100 und die fixe Qualifikation für die US Open will er aber nicht denken. "Nein, ich habe mich oft genug zerstört an diesem Ziel, dass ich im Grand-Slam-Hauptbewerb sein möchte. Ich schaue einfach, dass ich viele Siege kriege und körperlich fit werde."

Gewinnen Melzer und Ofner am Donnerstag, steht sogar ein Österreicher fix im Endspiel, denn es käme zum direkten Duell der beiden. Was sagt Melzer zu Ofners rasantem Aufstieg? "Ich hätte gern das Selbstvertrauen, das Ofi hat. Das braucht man als Spieler. Er hat ein sehr gefährliches Spiel, spielt im Moment sehr gut und strotzt vor Selbstvertrauen. Dem kann man nur Respekt zollen." (APA, 2.8.2017)

Kitzbühel-Viertelfinale

Sebastian Ofner (AUT) – Renzo Olivo (ARG)
Joao Sousa (POR) – Gerald Melzer (AUT)
Philipp Kohlschreiber (GER) – Dusan Lajovic (SRB)
Thomaz Bellucci (BRA) – Fabio Fognini (ITA/2)

Achtelfinale:

Sebastian Ofner (AUT) – Pablo Cuevas (URU/1) 6:3 2:6 7:6(3)
Renzo Olivo (ARG) – Horacio Zeballos (ARG/8) 7:6 (7/4) 6:2
Joao Sousa (POR) – Paolo Lorenzi (ITA/3) 6:7 (5/7) 6:4 6:1
Gerald Melzer (AUT) – Santiago Giraldo (COL) 6:3 7:6 (7/1)
Philipp Kohlschreiber (GER) – Jiri Vesely (CZE/7) 6:3 6:3
Dusan Lajovic (SRB) – Gilles Simon (FRA/4) 6:4 6:4
Thomaz Bellucci (BRA) – Jan-Lennard Struff (GER/6) 6:4 7:6 (3)
Fabio Fognini (ITA/2) – Miljan Zekic (SRB) 6:4 6:4

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