Beendet eine große Karriere: Wladimir Klitschko.

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Lang ist's her: Wladimir Klitschko gewinnt in Atlanta Gold bei den Olympischen Sommerspielen 1996.

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Berlin – Aus und vorbei: Wladimir Klitschko hat nach reiflicher Überlegung seine Karriere als Boxprofi beendet. Selbst die Aussicht auf einen millionenschweren Rückkampf gegen Anthony Joshua konnte den Ukrainer nicht mehr umstimmen. Der 41-Jährige wurde 1996 Profi und bestritt seitdem 69 Kämpfe (64 Siege, 54 Knock-outs). Klitschko war von 2000 bis 2003 und von 2006 bis 2015 Schwergewichtsweltmeister.

"Ich habe mir nach meinem letzten Kampf gegen Anthony Joshua bewusst genügend Zeit zur Entscheidungsfindung genommen", teilte Klitschko am Donnerstag mit. "Ich habe als Amateur und Profi alles erreicht und kann jetzt gesund und zufrieden die spannende Karriere nach der Karriere angehen." Dr. Steelhammer ließ damit die Option auf einen Rückkampf gegen Joshua verstreichen.

Conty Jr

Weltmeister Joshua hatte sich für einen Rückkampf ausgesprochen. Der Brite kündigte an, zur Not auch seinen IBF-Titel niederzulegen, um einem Rückkampf nicht im Wege zu stehen. Die IBF hatte Kubrat Pulew zum Pflichtherausforderer ernannt und gefordert, dass Joshua zunächst gegen den Bulgaren antreten müsse. Joshua ist zudem Titelträger der WBA und des kleineren Verbandes IBO.

Joshua und Klitschko hatten am 29. April vor 90.000 Zuschauern im Wembley-Stadion einen mitreißenden Kampf geboten. Klitschko verlor in der elften Runde durch technischen K. o. Der Ringrichter brach den Kampf ab, nachdem Klitschko an den Seilen in einen Schlaghagel des Briten geraten war. Zuvor war Klitschko dreimal, Joshua einmal zu Boden gegangen.

Experten sprachen bereits kurz nach Ende der Ringschlacht von Wembley von einem Klassiker und stuften das Duell als einen der zehn besten Schwergewichtskämpfe der Geschichte ein. Der Kampf soll bis zu 50 Millionen Euro erlöst haben, die Boxer bekamen angeblich eine Börse von 15 bis 20 Millionen.

Ein herzliches Dankeschön

Klitschko kassierte gegen Joshua seine zweite Niederlage in Folge, viele Experten hatten ihm zum Aufhören geraten. Im Kampf der Generationen musste er viele Kopftreffer hinnehmen, der Olympiasieger von Atlanta hatte vor seiner Profikarriere etliche Amateurkämpfe bestritten und musste bei seiner Entscheidung übers Weitermachen auch an seine Gesundheit denken. Klitschkos älterer Bruder Witali hatte seine Karriere im September 2012 beendet.

"Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich eine so lange und erfolgreiche sportliche Laufbahn haben würde. Ich danke allen von Herzen, die mich dabei immer unterstützt haben. Vor allem meiner Familie, meinem Team und meinen vielen Fans", sagte Wladimir Klitschko.

Im Fight gegen Joshua war der fast 14 Jahre ältere Klitschko deutlich an seine Grenzen gestoßen. In der fünften Runde ging er auf die Bretter. Kurz danach ging auch Joshua zu Boden, doch Klitschko nutzte die Schwäche seines Gegners nicht und bekam in der elften Runde die Quittung. Joshua hatte wieder Kraft getankt und setzte dem Herausforderer mit mehreren heftigen Treffern zu, ehe der Kampf abgebrochen wurde.

2000 erstmals Weltmeister

Seine erste Niederlage nach neunjähriger Dominanz im Schwergewicht hatte Klitschko im November 2015 gegen Tyson Fury kassiert. Er verlor nach einer enttäuschenden Leistung einstimmig nach Punkten, Gegner Fury verlor nach Dopingmissbrauch und Depressionen mittlerweile seine Box-Lizenz.

Klitschko war nach seinem Olympiasieg 1996 ins Profilager gewechselt und wurde am 14. Oktober 2000 durch einen Sieg gegen Chris Byrd erstmals Weltmeister. Nach zwei bitteren Niederlagen gegen Corrie Sanders (2003) und Lamon Brewster (2004) holte er sich 2006 den WM-Titel durch einen zweiten Sieg gegen Byrd zurück und blieb über neun Jahre ungeschlagen. (sid, 3.8.2017)