Wien – Das erste österreichische IVF-Baby – Zlatan Jovanovic – feiert am kommenden Samstag seinen 35. Geburtstag. Vor eben diesen 35 Jahren war eine erfolgreiche In-vitro-Fertilisation eine kleine Sensation – heute zählt die Methode zum Standard in der Reproduktionsmedizin.

Ehemals waren an der Wiener Universitäts-Frauenklinik im AKH mehrere junge Gynäkologen beteiligt, unter ihnen die Pioniere Wilfried Feichtinger und Peter Kemeter. Wie alles begann: In den 1970er-Jahren Jahren steckte die Reproduktionsmedizin im wahrsten Sinne des Wortes noch in den Kinderschuhen. "Der Traum von der Befruchtung außerhalb des Mutterleibes im Reagenzglas existierte bereits sehr früh. Für die Mediziner war diese neue Form der Befruchtung außerdem ein extrem spannendes medizinisches Forschungsgebiet", sagte Feichtinger anlässlich des 30. "Jubiläums" rückblickend.

Gemeinsam mit einer Gruppe von Ärzten der Universitäts-Frauenklinik Wien befasste sich der Mediziner mit der Erforschung der weiblichen Eizelle. "Die Kollegen bezweifelten allerdings, dass IVF jemals beim Menschen funktionieren würde", sagte der Arzt. "Ich selbst war immer überzeugt, dass es eines Tages klappen wird", fügte er hinzu.

1978: Das Jahr in dem alles begann

"Ganz zu Anfang war es faszinierend, an einem Forschungsprojekt mitzuarbeiten, in dem es noch so wenig Erfahrung gab. Die Arbeit an der Wurzel des Lebens reizt mich nach wie vor und ich möchte immer weitere und bessere Möglichkeiten finden, um Paaren zu helfen", erklärte Feichtinger, der später mit Kemeter ein eigenes privates IVF-Institut aufbaute. Heute arbeiten die beiden Gynäkologen getrennt. Allein an seinem Institut in Wien hat Feichtinger bereits rund 10.000 zuvor kinderlosen Paaren zu Nachwuchs verholfen.

Die IVF wurde in Großbritannien entwickelt. Bereits in den 1950er-Jahren hatte der britische Embryologie Robert G. Edwards – er wurde 2010 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet – die Vision, dass eine IVF hilfreich bei der Behandlung der Infertilität sein könnte. Er arbeitete schließlich mit dem Gynäkologen Patrick Stepto zusammen. Am 25. Juli 1978 erblickte in Großbritannien mit Louisa Brown das erste "Retortenbaby" das Licht der Welt. Bis 2010 wurden weltweit schon rund vier Millionen Kinder nach einer solchen Fertilitätsbehandlung geboren. Edwards starb am 10. April 2013.

Am 5. August 1982 war es mit Zlatan Jovanovic in Österreich soweit. Die Alpenrepublik war damit weltweit nach England, Australien und den USA, Frankreich und Deutschland das sechste Land, in dem ein Baby nach einer In-vitro-Fertilisation auf die Welt kam. Die IVF-Technik wurde seit damals – auch durch weitere Forschungsarbeiten von Feichtinger – deutlich verbessert. Hinzu kam beispielsweise die Injektion von Spermien in die Eizelle. In den vergangenen Jahren wurden mit der Polkörperdiagnostik und die Untersuchung von Erbmaterial aus dem Kulturmedium von befruchteten Eizellen Verfahren zur Abklärung eventueller Erbgutschäden vor der Implantation von befruchteten Eizellen entwickelt. (APA, 3.8.2017)