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Ausgestoppt? Die Traditionsbrauerei Anchor aus San Francisco geht an den japanischen Braukonzern Sapporo.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULL

Wien – Der japanische Braukonzern Sapporo übernimmt den amerikanischen Craft-Bier-Pionier Anchor Brewing Company. Die Japaner lassen sich die Traditionsbrauerei aus San Francisco, die mit ihrem Steam Beer in den 1960er- und 1970er-Jahren den Craft-Bier-Boom in den USA mitauslöste, 85 Millionen Dollar kosten, gab der Konzern am Donnerstag bekannt.

Die Übernahme reiht sich ein in eine Vielzahl an Aufkäufen kleinerer Brauereien durch Marktgiganten wie Anheuser Busch Inbev, SAB Miller und Heineken. Diese hatten früher in diesem Jahr bereits Lagunitas Brewing und Wicked Weed Brewing in den USA sowie den britischen Craft-Bier-Pionier Meantime übernommen.

Craft-Brauer überlegen Schutzmaßnahmen

Während die Bierverkäufe in Japan zurückgehen, wächst der Markt für handwerklich gebraute Spezialbiere in den USA weiter, wenn auch zuletzt erstmals seit Anfang der 2000er-Jahre nicht mehr im zweistelligen Prozentbereich. Marktkenner vermuten, dass es Konzernen wie AB Inbev bei den Übernahmen insbesondere darum geht, ihre eigenen Premiummarken vor einem Preisverfall zu schützen, indem sie die Bierpreise der von ihnen kontrollierten Spezialbrauereien senken. AB Inbev und Molson Coor’s kontrollieren weiterhin 90 Prozent des US-Biermarkts.

Die im vergangenen Jahrzehnt enorm gewachsene Zahl an unabhängigen Craft-Brauereien in den USA (mehr als 5.200 laut Brewers Association, 3.500 mehr als zehn Jahre zuvor) wiederum versucht sich durch verschiedenste Maßnahmen vor der Konkurrenz zu schützen. Bereits Anfang des Sommers hat die Brewers Association ihre Kriterien für die Verwendung der Bezeichnung "independent craft" geändert: Nunmehr dürfen die Verkäufe sechs Millionen nicht übersteigen, Konzerne dürfen nur noch einen Anteil von maximal 25 Prozent halten.

14 Brauereien verloren daraufhin das Recht, diese Bezeichnung zu führen, darunter die AB-Inbev-Übernahmen Goose Island, Kona, Blue Point und Breckenridge. Auch Anchor dürfte nun auf der schwarzen Liste landen. (red, 4.8.2017)