Barocke Architekturjuwelen wie Schloss Schönbrunn, Hof und Niederweiden sind Kristallisationspunkt der imperialen Vergangenheit. Gewohnt großartig Lois Lammerhubers Sicht auf den Habsburgmythos.

Foto: Lukas Friesenbichler

"Es war um 1717, und es war in Wien / Papst und Hofstaat kamen nicht umhin / sie war Superstar / sie war populär / sie war so exaltiert / genau das war ihr Flair ..." Zugegeben, diese (Falcos Verse adaptierende) Hommage an die Regentin, deren 300. Wiegenfest heuer gefeiert wird, ist gewagt. Man könnte natürlich sachlich und trocken über ihr Wirken als Mutter von sechzehn Kindern und ebenso vielen Völkern referieren, man könnte an die Schulpflicht erinnern – und ihre Staatsreformen. Dank ihrer radikalen Heiratspolitik vernetzte sie die internationalen Adelshäuser und verwurzelte die Macht der Habsburger-Dynastie in nahezu allen Ländern des Kontinents.

Obwohl nie zur Kaiserin gewählt oder gekrönt, kennt man sie als Kaiserin Maria Theresia; aufgrund dessen, dass es ihr gelang, dass ihr Gemahl, Franz Stephan I. von Lothringen (ein schwacher Mann ohne Hausmacht, ohne politische, diplomatische oder militärische Begabung), zum römisch-deutschen Kaiser gewählt wurde.

Neben Mythos und Projektionsfläche als Ehefrau, Geliebte, aufopfernde und strenge Mutter, gnadenlose Herrscherin, als umsichtige, sozial engagierte Katholikin, mächtige Regentin war sie auch Förderin der schönen Künste. Kulminationspunkte: ihre Schlösser. Diesen Umstand visualisiert Maître Lois Lammerhuber in bestechender Qualität. In zwei grandiosen Publikationen zeigt er von ihr versammelte und intendierte hohe Kunst in Schönbrunn und Barocke Lebenslust in Schloss Hof & Schloss Niederweiden. Verbal sattelfest sekundiert der scheidende Schlossherr Franz Sattlecker. "Und alles ruft noch heute / Come and rock me Marie Theres." Denn wie sagte die Schlossherrin schon damals: "Spectacle müssen sein, ohnedem kann man nicht hier in einer solchen Residenz bleiben." (Gregor Auenhammer, 8.8.2017)