Begeisterter Advokat der Moderne: Peter Oswald.

Foto: steirischer herbst/Valerie Rosenburg

Graz/Wien – Wer mit Peter Oswald in einem Wiener Café gemütlich beisammensaß, wähnte sich bald auf einer Reflexionsreise durch unterschiedlichste Genres. Mit markanter Empathie entführte Oswald sein Gegenüber gedanklich in spanische Fußballstadien, um zu Erkenntnissen der Neurowissenschaft rüberzuschwenken und irgendwann womöglich bei Richard Wagners Tristan zu landen.

Natürlich ging es immer auch um Projekte, die Oswald aktuell beschäftigten. In den letzten Jahren war dies vor allem Arcana, ein von Oswald in St. Gallen geründetes Festival. Der 1953 in Hohenems Geborene vermittelte dort Musikmoderne. Oswald, eine Art impulsiver Universalgelehrter, war ja als Kulturmanager auch ein pragmatisches Verkaufstalent, das Dinge ermöglichen wollte und Grenzen nicht leicht akzeptierte.

Ein solcher Zugang erbrachte schließlich interessante Ergebnisse: Ende der 1980er war Oswald pionierhafter künstlerischer Leiter des Musikprotokolls (beim Steirischen Herbst); er war kurz Musikchef des ORF-Fernsehens. Insbesondere verdankt ihm das Klangforum Wien, dessen Intendant Oswald ab 1992 wurde, die Etablierung als internationale Adresse für zeitgenössische Musik. Aber auch mit dem bedeutenden CD-Label Kairos, das Oswald 1999 mit seiner Frau Barbara Fränzen gegründet hat, betrieb er die Dokumentation wesentlicher Werke der Gegenwart.

Sein Faible fürs Zeitgenössische setze Oswald schließlich auch als Intendant des Steirischen Herbstes großformatig um. Da gab es u. a. gewichtige Opernuraufführungen wie Beat Furrers Begehren oder Olga Neuwirths Lost Highway. Peter Oswald ist am Donnerstag 63-jährig gestorben. (Ljubisa Tosic, 5.8.2017)