Wien – In zwei niederösterreichischen Gemeinden wurden im Leitungswasser erhöhte Werte des Bakteriums Pseudomonas aeruginosa entdeckt. Die rund 5.500 Bewohner von Bad Pirawarth und Kleinharras sind angehalten, Leitungswasser vor dem Trinken abzukochen und von offenen Wunden oder entzündeten Körperstellen fernzuhalten. Denn das Bakterium kann Infektionen auslösen.

Die Behörden in Niederösterreich informierten darüber, dass dem Wassersystem zur Reinigung Chlor zugesetzt worden sei. Eine wichtige Sofortmaßnahme, sagt Regina Sommer, Leiterin der Abteilung für Wasserhygiene an der Medizinischen Universität Wien, zum STANDARD. Nun müsse man rasch herausfinden, wo in den Rohren die erhöhte Menge an Krankheitserregern sitze, und die betreffende Stelle sanieren. Es sei ein lösbares Problem, und es gebe keinen Grund, sich zu fürchten, sagt Sommer.

Natürliches Vorkommen im Wasser

Pseudomonas aeruginosa ist nämlich kein seltenes Tierchen. Es kommt ganz natürlich im Wasser vor und gehört zu unserem normalen Bakterienumfeld. Problematisch wird es im Alltag dann, wenn es sich stark vermehrt: etwa in Wassersystemen, die länger nicht benutzt wurden, in Leitungen, die nicht regelmäßig durchgespült werden, oder Duschköpfen, die lange nicht ausgewechselt wurden. Das Bakterium lebt auch gerne in Whirlpools, wo es zudem warm ist – diese sollten deshalb regelmäßig gewartet werden.

Typischerweise verursacht Pseudomonas aeruginosa etwa Entzündungen der äußeren Gehörgänge bei Kindern, sagt Sommer. Diese seien aber gut mit Antibiotika behandelbar. Infektionen, die zum Tod führten, seien äußerst selten, es müssten "viele Faktoren zusammenspielen". Mit den potenziellen Gefahren, die von dem Bakterium ausgehen, müssten sich eher Krankenhäuser beschäftigen: weil sich dort vermehrt Menschen aufhalten, die bereits krank sind, ein geschwächtes Immunsystem oder offene Wunden haben.

Für den Alltag rät die Expertin zu einer simplen Vorsichtsmaßnahme: Leitungswasser vor dem Trinken grundsätzlich immer zuerst laufen lassen! Das spült nicht nur Bakterien weg, sondern hat auch den Vorteil, dass von den Rohren abgelöste Metall- oder Kunststoffpartikel hinausgeschwemmt werden. (cmi, 4.8.2017)