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Eine Frau aus Guiyu sortiert alte Computerteile. In der Stadt im Süden Chinas befindet sich die größte Elektromülldeponie der Welt. Täglich werden hier bis zu 15.000 Tonnen Schrott sortiert.

Foto: Reuters/Tyrone Siu

Wien – Das Display springt, das Ersatzteil ist zu teuer, das – sonst noch funktionsfähige – Smartphone landet im Müll. Laut einer Schätzung der Vereinten Nationen werden dieses Jahr weltweit rund 50 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert. Ein Wiener Start-up versucht, durch Wiederverwertung einen kleinen Schritt in die entgegengesetzte Richtung zu machen.

"Begonnen hat das Ganze, weil mein Handy wenige Monate nach dem Kauf kaputtgegangen ist", erzählt Refurbed-Gründer Peter Windischhofer. Der Jungunternehmer hatte keine Garantie auf das Gerät, wollte sich kein Mobiltelefon kaufen und ist so auf Refurbishment – Generalüberholung – gestoßen. Dabei werden gebrauchte Technikprodukte so hergerichtet, dass sie optisch, aber auch in allen Funktionen einem neuen Gerät gleichen. In den USA und Frankreich werden Refurbished-Produkte bereits seit Jahren verkauft. Das Start-up Refurbed will den Markt nun auch in Österreich und Deutschland aufmischen.

Refurbed ist eine Online-Plattform für Laptops, Handys und Tablets, die Händler mit Kunden verbindet. "Große Betriebe wechseln immer wieder ihre Firmenhandys aus. Da landen dann 500 Handys auf einmal bei unseren Händlern", erklärt Geschäftsführer Kilian Kaminski.

Ausgetauscht und ersetzt

Die Händler löschen sämtliche Daten von den Geräten, verschlissene Teile werden ausgetauscht und durch neue ersetzt. Die fertigen Produkte landen dann auf der Plattform von Refurbed und werden dort zehn bis 40 Prozent unter dem Ursprungspreis verkauft. "Unsere Kunden sollen die Funktion eines Neuprodukts bekommen und den Preis eines Gebrauchtgerätes zahlen", sagt Kaminski. Die Unternehmer kassieren fünf bis zehn Prozent Kommission pro Gerät ein.

Händler, die über Refurbed Produkte vertreiben wollen, müssen mindestens ein Jahr Garantie anbieten und neben zureichender Qualität auch über genügend Refurbished-Produkte verfügen. Außerdem werden sie aufgefordert, ihre Bezugsquellen für gebrauchte Geräte offenzulegen. Die Gründer wollen damit vermeiden, dass gestohlene Ware über ihre Plattform in Umlauf kommt.

Refurbed will mit der Generalüberholung einen Nachhaltigkeitsbeitrag leisten. Für jedes Produkt, das über die Plattform vertrieben wird, käme ein Anteil einem Aufforstungsprojekt zugute, sagt Windischhofer.

Ein kaputter Bildschirm ist oft ein Grund, den Laptop gegen ein neues Gerät auszutauschen. Das Wiener Start-Up Refurbed macht die gebrauchten Geräte wieder fit.
Foto: Getty Images/iStockphoto/Haluktorun

International mischen bereits einige Unternehmen im Refurbished-Markt mit: Amazon, aber auch Ebay bieten eigens solche Schienen an. "In Österreich kennen die Menschen nur neu oder gebraucht", sagt Kaminsiki: "Wir wollen mit Refurbished-Produkten eine Lücke im Markt füllen."

Von Amazon zum Start-up

Kennengelernt haben sich die zwei Gründer während ihres Wirtschaftsstudiums in Schanghai. Windischhofer hat bis zur Gründung von Refurbed als Unternehmensberater gearbeitet, Kaminiski war bei Amazon im Refurbishment-Bereich tätig.

Die Gründung der Plattform beschreiben die Unternehmer als "reibungslos". Im März 2017, fünf Monate nach der Ideenfindung, kam Refurbed mit der Hilfe zweier Förderungen auf den Markt. Seither hat das Unternehmen mehr als 40.000 Euro umgesetzt. Momentan liege der Fokusmarkt in Deutschland, so Kaminski: "weil der Markt viel größer ist". 2018 will das Start-up nach Osteuropa expandieren. Auch eine B-Schiene für Produkte mit kleinen optischen Mängeln sei in Planung. (Nora Laufer, 7.8.2017)