Ragweed ist für seine stark allergenen Pollen berüchtigt, kann aber auch zu massiven Ertragsausfällen in der Landwirtschaft führen.

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Der Asiatische Marienkäfer befällt im Herbst Weintrauben. Wird er mitgepresst, schmeckt man seine Bitterstoffe im Wein.

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Wien – Vor allem durch Aktivitäten des Menschen hat sich der Austausch von Tieren, Pflanzen aber auch Krankheitserregern zwischen den Regionen der Erde in den vergangenen Jahrhunderten sprunghaft erhöht. Durch den globalisierten Warenverkehr und den weltumspannenden Tourismus hat sie sich in den vergangenen Jahrzehnten nochmals stark beschleunigt.

Ein Forscherteam mit österreichischer hat nun ein Einstufungssystems vorgestellt, dass die Auswirkungen eingeschleppter Arten, sogenannter Neobiota, auf den Menschen objektiv einschätzen soll. Die im Fachblatt "Methods in Ecology and Evolution" vorgestellte Methode soll bei der Bekämpfung schädlicher Arten in Gebieten helfen, in denen sie ursprünglich nicht heimisch sind. "Das betrifft natürlich auch Österreich", sagte der an der Arbeit beteiligte Biodiversitätsforscher der Universität Wien, Franz Essl.

Die Beantwortung der Frage, ob und wie aktiv gegen invasive Spezies wie die asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) in Europa oder die Aga-Kröte (Rhinella marina) in Australien aktiv vorgegangen werden sollte, ist vielschichtig. Für die Auswirkungen auf die Umwelt durch Neobiota hat das Team bereits vor zwei Jahren ein Bewertungssystem (EICAT) entwickelt, das mittlerweile breite Anwendung findet.

Mensch im Fokus

Für den Menschen bringt etwa die Tigermücke einige Probleme mit sich. Denn anders als angestammte Gelsen-Arten sticht sie beispielsweise gerne untertags. Problematischer ist freilich, dass sie als Überträgerin gefährlicher Krankheiten wie Denguefieber fungieren kann. Essl und Kollegen geht es in ihrer Arbeit daher darum, "objektivierbare Kriterien zu finden, die es erlauben, diese Auswirkungen nachvollziehbar zu beurteilen." Dafür haben sie das Bewertungssystem "Socio-economic impact classification of alien taxa", kurz SEICAT, entwickelt.

Das Ausmaß der Veränderungen für menschlichen Aktivitäten wird dort auf einer 5-Punkte-Skala erfasst. Inhaltlich geht es auch um die Einschränkung, die invasive Arten für das menschliche Wohlbefinden mit sich bringen – von der Gesundheit über die materielle Situation und Sicherheit bis hin zu sozialen und kulturellen Belangen. Diese würden von rein wirtschaftlich orientierten Bewertungssystemen übersehen, so die Wissenschafter.

Auf Basis der Bewertungen sollten dann auch politische Maßnahmen getroffen werden – etwa wenn sich zeigt, dass eine weitere Ausbreitung große negative Effekte mit sich brächte. Für Österreich haben die Wissenschafter SEICAT noch nicht flächendeckend angewandt. Klar sei aber, dass etwa der aus Nordamerika stammende Maiswurzelbohrer, das bei Pollenallergikern gefürchtete, ebenfalls aus Nordamerika kommende Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) oder der für das Eschensterben verantwortliche eingeschleppte Schlauchpilz Hymenoscyphus fraxineus nicht gut aussteigen würden. (APA, 7.8.2017)