Sebastian Kurz war wieder schneller. Am Montag um 8 Uhr früh (laut Heute) war er in dem von Unwettern verwüsteten steirischen Oberwölz. Bundeskanzler Christian Kern folgte erst um 14 Uhr. Die Klärung steht noch aus, ob beide, keiner oder einer von beiden Gummistiefel dabeihatte. Die Fotos eines Spitzenpolitikers, der im dunklen Anzug (ev. slim-fit) und mit gelben Gummistiefeln im Schlamm watet, sind sozusagen Folklore.

Wer jetzt "Katastrophentourismus" sagt, hat etwas nicht verstanden. Die betroffene Bevölkerung ist meist froh über das Auftauchen von Politikern, denn erstens braucht man nach einem solchen Ereignis psychologische Zuwendung, und zweitens erhöht das die Chance, dass in der Folge Entschädigungszahlungen fließen. Sollte es einem Politiker nicht einfallen, den Ort der Verwüstungen zu besuchen, kann er sich schon auf eine "Herzlos!"-Kampagne der Krawallmedien gefasst machen. Da kann man inserieren, soviel man will.

Fragen, ob manche ihre Häuser unbedingt in die Zone bauen mussten, wo schon früher die Mure heruntergekommen ist, verbieten sich ebenfalls. Trotzdem können Zerstörungen auch politisch kreativ genutzt werden: Wolfgang Schüssel sagte 2002 mit Hinweis auf die Entschädigungskosten für die damalige Hochwasserkatastrophe die Steuersenkung ab und reduzierte die Zahl der zu bestellenden Eurofighter von 24 auf 18. (Hans Rauscher, 7.8.2017)