Neos-Chef Matthias Strolz (li.) und Tarek Leitner nahmen vor dem Parlament Platz.

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"Den Ruf des Herzens muss man hören, verstehen, und dem sollte man auch folgen, wenn es was Integeres ist", predigte Matthias Strolz über seine Bestimmung zur Politik. Aus keinem Politikermund hört man derzeit so stammbuchhaft schöne Prosa wie aus seinem. Insofern war Tarek Leitner mit seinem ersten Gast der heurigen "Sommergespräche" gut bedient.

Aus der Hektik des politischen Alltags die Geschwindigkeit herauszunehmen und in die Tiefe zu gehen hatte er sich vorgenommen. Man überlegte nur kurz, was ihm aus dem Mund Frank Stronachs, der quasi zum Abtrittsbesuch aus dem Parlament eigentlich als Erster ins Glasstudio vor jenem kommen hätte sollen, entgegengesprudelt wäre. Konkrete Poesie im Laut, Surrealismus im Sinn.

Alles andere ist oasch

Denn trotz Ruhediktums war man rasend. Das lag nicht an Strolzens Entfesselung, sondern am Moderator. Der hatte sich einen straffen Parcours aus Grundsatz- und politischen Folgefragen zurechtgelegt: ÖVP, Leistungsdruck, Schule, Politsesselkleber. Quasi von "Woher kommen wir?" zu "Und wie kommen wir ins Parlament?" in unter drei Sekunden. Kein Wunder, dass Strolz sich manchmal fehlverstanden fühlte.

Doch waren die 50 Minuten kurzweilig. "Ich glaube nicht, dass Emmanuel Macron meine Facebook-Seite liest", erwies der Neos-Mann sich während ihrer ebenso als ein Beseelter mit beiden Beinen am Boden. Wahrheit lag oft in Schlichtheit: "Weil alles andere ist oasch."

Auch Leitner wienerte zwischendurch also zum besseren Verständnis seiner Fragen. Nicht aber bei der letzten: Hätte Strolz als Kommunikationstrainer im heutigen Gespräch einen Schnitzer gefunden? Das müsse man sickern lassen, bremste der den Moderator aus. (Michael Wurmitzer, 8.8.2017)