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Präsident Trump ist manchmal etwas lauter.

Foto: REUTERS/Kevin Lamarque

Washington/Pjöngjang – Knapp zwei Wochen nach Nordkoreas Test einer Interkontinentalrakete, die das US-Festland erreichen könnte, heizt sich der Konflikt mit den USA weiter auf. US-Präsident Donald Trump drohte am Dienstag, den Provokationen aus Pjöngjang "mit Feuer, Wut und Macht" zu begegnen, "wie die Welt es so noch nicht gesehen hat".

Die politischen Eliten in Washington distanzierten sich von seinem "Wutgeschrei". Der republikanische US-Senator John McCain reagierte irritiert auf Trumps Äußerung. Es sei unwahrscheinlich, dass der Präsident in der Lage sein werde, seinen Worten Taten folgen zu lassen. "Die großen Führer, die ich kenne, sprechen keine Drohungen aus, solange sie nicht zum Handeln bereit sind. Und ich bin nicht sicher, dass Präsident Trump zum Handeln bereit ist", sagte McCain dem US-Radiosender KTAR. Zugleich warnte er davor, die Äußerung des Präsidenten allzu ernst zu nehmen: "Das ist typisch Trump. Er neigt zu Übertreibungen."

"Keine gute Strategie"

Auf der Seite der oppositionellen Demokraten gab es weniger Verständnis für Trumps Art der Kommunikation. "Gegenüber Nordkorea müssen wir hart und mit Bedacht vorgehen", sagte Senator Chuck Schumer in einer Stellungnahme. "Unbesonnene Rhetorik ist keine gute Strategie, um die Sicherheit Amerikas zu gewährleisten." Ähnlich kommentierte laut CNN auch Senatorin Dianne Feinstein die Lage. "Präsident Trump trägt mit seinen bombastischen Äußerungen nicht zur Entspannung der Lage bei", sagte die Senatorin demnach in einer Stellungnahme.

Der Demokrat Eliot Engel, Mitglied im Außenausschuss des Repräsentantenhauses, sagte laut CNN, Trump verspiele die Glaubwürdigkeit der USA mit seiner unangemessenen Reaktion. "Machen wir uns nichts vor: Nordkorea ist eine reale Bedrohung. Aber die gestörte Reaktion des Präsidenten deutet an, dass er in Erwägung zieht, als Antwort auf die böse Bemerkung eines nordkoreanischen Despoten amerikanische Atomwaffen einzusetzen."

Nordkorea-Vergleich

Der ranghöchste Demokrat im Außenausschuss des Senats, Ben Cardin, verglich Trumps Worte gar mit der Rhetorik aus Pjöngjang: "Wir sollten nicht in dasselbe Wutgeschrei und dieselben Provokationen über einen Atomkrieg einstimmen wie Nordkorea."

Das US-Außenministerium hat versucht, die Rhetorik Trumps zu verteidigen. Mit seinem "Feuer und Wut"-Zitat habe Trump eine Sprache gewählt, die der nordkoreanische Präsident Kim Jong-un verstehe, sagte eine Sprecherin von Außenminister Rex Tillersons am Mittwoch. Tillerson selbst hatte sich zuvor ähnlich geäußert.

Der Minister und Trump zögen am selben Strang, sagte die Sprecherin. "Wir sprechen mit einer Stimme." Beide hätten sich am Mittwoch etwa eine Stunde lang telefonisch abgestimmt. Tillerson hatte sich am gleichen Tag bemüht, in der rhetorisch aufgeheizten Atmosphäre beruhigend aufzutreten.

Guams Gouverneur Eddie Calvo reagierte unterdessen gelassen auf die Warnung Nordkoreas vor einem Raketenangriff auf den US-Außenposten im Pazifik. Guam sei "auf alle Eventualitäten vorbereitet", sagte Calvo am Mittwoch in einer Fernsehansprache. Die Pazifikinsel arbeite eng mit der Regierung in Washington zusammen, "um unsere Sicherheit zu gewährleisten". Zum Schutz der Insel seien dort "mehrere Verteidigungsebenen" installiert.

Die USA und Nordkorea hatten ihren Konfrontationskurs zuvor mit gegenseitigen Drohungen weiter verschärft. US-Präsident Donald Trump drohte Pjöngjang indirekt einen Atomwaffeneinsatz an. Nordkorea drohte daraufhin mit einem Angriff auf Guam. Auf der Insel im Westpazifik sind rund 6.000 US-Soldaten stationiert. Neben dem strategisch wichtigen Luftwaffenstützpunkt Andersen gibt es auf Guam auch eine US-Marinebasis.

Gouverneur Calvo sagte, aktuell bestehe keine konkrete Bedrohung für die Insel oder die benachbarten Nördlichen Marianen. Dies habe ihm die für die Region zuständige US-Befehlshaberin, Konteradmiralin Shoshana Chatfield, bestätigt. Das Weiße Haus habe versichert, dass ein Raketenangriff auf Guam als Angriff auf die Vereinigten Staaten gewertet werde. Guam sei "amerikanischer Boden" und "nicht nur eine Militäreinrichtung", sagte Calvo. (APA, dpa, 9.8.2017)