Wir sollen uns nicht aufregen, hat kürzlich irgendwo ein Zyniker getwittert. Diese ganze Sache mit den Atomraketen sei wie 1963 die Kuba-Krise. Diesmal eben statt mit John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow mit Donald Trump und Kim Jong-un ...

Sehr beruhigend. Kennedy und Chruschtschow waren halbwegs rationale Persönlichkeiten, das macht den Unterschied. Chruschtschow weigerte sich, den Aufforderungen von Fidel Castro zu einem Erstschlag nachzugeben, und Kennedy machte die provokative Raketenstationierung in der Türkei rückgängig. Zwar muss man doch davon ausgehen, dass dies irgendwo auch für den bombastischen US-Präsidenten und den bizarren nordkoreanischen Diktator gilt. Aber es können unbeherrschbare Situationen auftreten.

Und es gab einen wenig besungenen Helden, nämlich den sowjetischen U-Boot-Offizier Wassili Alexandrowitsch Archipow. Während der Krise wurde sein Boot von US-Kriegsschiffen mit Wasserbomben attackiert, um es zum Auftauchen zu zwingen.

Der Kommandant des sowjetischen U-Boots, das mit atomaren Torpedos ausgerüstet war, dachte, der Krieg hätte bereits begonnen, und wollte die Waffen abfeuern. Dazu benötigte er aber die Zustimmung zweier anderer Offiziere, von denen einzig Archipow hartnäckig ein Veto einlegte.

Er blieb auch dabei, bis sich die Lage klärte. Archipow, dessen Rolle erst 2002 bekannt wurde, hat vermutlich einen atomaren Weltkrieg verhindert.

Man sollte an seinem Grab jetzt eine Kerze anzünden. (Hans Rauscher, 10.8.2017)