Oliver Stribl verlässt den Manstein Verlag in Richtung RTR.

Foto: Manstein Verlag

Wien – Oliver Stribl (43) wird der neue Geschäftsführer für den Fachbereich Medien in der Rundfunk und Telekom-Regulierungs GmbH (RTR). Der bisherige Geschäftsführer und Herausgeber im Manstein Verlag tritt seinen neuen Job am kommenden Mittwoch (16. August) an, betätigte das Kanzleramt am Freitagnachmittag auf Anfrage. Der STANDARD berichtete bereits am Donnerstag und zuvor mehrfach über die Personalie und Stribls Favoritenrolle beim Medienminister für den Job.

Zweier-Vorschlag, Zweireiher

Nach STANDARD-Infos aus mehreren Quellen hat die mit vier Sektionschefs aus dem Bundeskanzleramt besetzte Auswahlkommission für den RTR-Job nach Hearings nicht Stribl an die erste Stelle ihrer Empfehlung gesetzt. Dort soll die Kommission unter dem Vorsitz des Leiters des Verfassungsdienstes, Gerhard Hesse, Sebastian Loudon gereiht haben. Der arbeitete in der RTR und leitete dort etwa die Einführung des Digitalen Fernsehens in Österreich, war Herausgeber im Manstein-Fachverlag und führte zuletzt die Geschäfte der "Zeit" in Österreich.

Ein Sprecher von Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) erklärte dazu dem STANDARD, die Kommission habe dem Minister nach Hearings mit 13 von 21 Bewerbern und Bewerberinnen zwei Kandidaten empfohlen; Drozda habe sich für den Kandidaten mit "dezidierter Führungserfahrung" im öffentlichen Dienst entschieden.

Stribl könne nicht nur auf Expertise als Geschäftsführer eines Medienunternehmens verweisen. Als früherer Chefredakteur des Presse- und Informationsdiensts der Stadt Wien (PID) habe er auch eine Leitungsfunktion in der öffentlichen Verwaltung bekleidet – das war ein Ausschreibungskriterium für die RTR-Mediengeschäftsführung.

Favoritenrolle

Mit Stribl kam der kolportierte Favorit des Ministers für die RTR zum Zug. Die Darstellung, dass der SPÖ-Medienminister nun kurz vor der Wahl jemanden mit einem Draht zum roten Wiener Rathaus an eine wichtige Position hievt, weist Drozdas Sprecher zurück: "Stribl ist ein kompetenter Experte mit einschlägiger Erfahrung, der die Ausschreibungskriterien erfüllt hat."

Die RTR ist unter anderem die Geschäftsstelle für die unabhängige Medienbehörde KommAustria und zuständig für die Fördervergabe aus dem Fernsehfonds Austria und dem Privatrundfunkfonds. Gründungsgeschäftsführer für den Medienbereich war Alfred Grinschgl. Er ging im Frühsommer in Pension, verlängerte dann aber bis 15. August. Insgesamt hatten sich 21 Bewerber für seine Nachfolge eingestellt. Eine Kommission im Bundeskanzleramt lud 13 davon zu Hearings und empfahl Drozda schließlich zwei Kandidaten für die finale Entscheidung.

Stadt Wien Werbebuchungen

Stribl, geboren am 13. Jänner 1974, wechselte erst Anfang 2016 zum Manstein Verlag ("Horizont"). Beim PID – über den die Stadt Wien einen großen Teil ihrer hohen öffentlichen Werbebuchungen organisiert – war er ab 2004, die letzten fünf Jahre seiner Zeit dort als Chefredakteur. Davor hat er in der Agenturbranche und in der Öffentlichkeitsarbeit der Arbeiterkammer gearbeitet.

Wien bucht (ohne nicht gemeldete kleinere Buchungen) zwischen (2016) 22,8 und (2015) 28,2 Millionen Werbung, traditionelle Schwerpunkte: "Krone", "Heute", "Österreich". Mit deren Eigentümerfamilien Dichand und Fellner wird Stribl weiter zu tun haben: Die RTR fördert Ö24TV heuer mit 1,026 Millionen Euro, Kronehit mit knapp 212.000 Euro.

Die Ausschreibung des Bundeskanzleramts für die Nachfolge des langjährigen RTR-Geschäftsführers Alfred Grinschgl im Mai schien auf Stribl zugeschnitten – als Kandidat stand er erstmals im STANDARD. Gefordert war "einschlägige" Erfahrung in einer leitende Funktion in der öffentlichen Verwaltung – Stribl war PID-Chef – sowie in der Privatwirtschaft.

32 Millionen Förderungen

Die RTR vergibt pro Jahr rund 32 Millionen Förderung an TV- und Radiounternehmen sowie Produzenten.

Laut Corporate-Governance-Bericht der RTR lagen die Bezüge des bisherigen RTR-Geschäftsführers für Medien (allerdings mit Abfertigung alt) bei rund 268.000 Euro im Jahr. Der für Telekom-Angelegenheiten zuständige Geschäftsführer der RTR kam laut Bericht 2016 auf rund 217.000 Euro. Beide Werte inklusive Prämien. (red, APA, 11.8.2017)