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Neben den Frequenzen müssen die Mobilfunker auch den Netzausbau für die nächste Mobilfunkgeneration stemmen.

Foto: AP Photo/Jens Meyer

Wien – Welches Ergebnis die Nationalratswahl im Oktober auch bringen mag, eines steht bereits fest: Der nächste Verkehrsminister wird Frequenzen für ultraschnellen Mobilfunk versteigern und damit – je nach Auktionsdesign – mehrere hundert Millionen Euro einnehmen.

In diesem Sinne bereitet sich die Regulierungsbehörde RTR bereits auf das Ereignis vor, bis Mitte September holt sie in einem Konsultationsverfahren die Positionen der Mobilfunkbetreiber zu Auktionsdesign, Versorgungsauflagen und Sicherung des Wettbewerbs ein.

Das Vergabeverfahren soll Anfang 2018 starten, die Versteigerung der 5G-Frequenzen (3,4 bis 3,8 Gigahertz) könnte planmäßig im zweiten oder dritten Quartal stattfinden, so der Plan der Plan von RTR-Geschäftsführer Johannes Gungl.

Mobilfunker machen mobil

Um ein Milliardendebakel wie bei den LTE-Frequenzen (4G) zu verhindern, machen die Mobilfunker gegen den neuerlichen Einsatz einer "Kombinatorischen Clock-Auktion" mobil. Schon die Mindestgebote seien mit 0,261 Euro pro Megahertz/pop viel höher gewesen als in Deutschland (0,003 Cent), und das Verfahren sei intransparent gewesen. A1, Drei und T-Mobile fordern ein transparentes, ressourcensparendes Vergabeverfahren.

"Die Unberechenbarkeit war tatsächlich enorm", sagt Karl-Heinz Neumann von dem auf Telekommunikation spezialisierten Forschungs- und Beratungsinstitut Wik in Bad Honnef, das vom deutschen Wirtschaftsministerium getragen wird und namens des österreichischen Verkehrsministeriums die Breitbandstrategie evaluierte.

"Für die Teilnehmer gab es bis zum Schluss das Risiko, ganz aus dem Markt zu fallen und keiner wusste am Ende der Auktion, was er zahlen musste." Denn der Preis wurde erst am Schluss vom Auktionator bestimmt, der aus diversen Regeln schöpfte.

"Blackbox"

Diese "Blackbox", die mit den Geboten gespeist wurde, sieht Neumann als Hauptproblem. Sie sollte wohl Bieterabsprachen verhindern, sorgte aber für so viel Intransparenz, dass Teilnehmer während der Auktion nicht wussten, wie viel die Konkurrenz bot – und ob man am Schluss nicht doch selbst leer ausgeht.

"Aus wettbewerblicher Sicht kann es kein Ziel sein, dass ein Anbieter am Schluss nichts bekommt oder sich verzockt." Von einem Beauty-Contest, bei dem Frequenzen verschenkt und nur Ausbaupläne und künftige Services über die Zuteilung entscheiden, hält er nichts: "Transparente Auktionen sind das beste Verfahren."

Wirtschaftsforscher Michael Böheim vom Wifo ginge das Ganze überhaupt anders an: Zunächst müsse der Versteigerer das Ziel festlegen, das die Politik erreichen will. Erst dann sollte ein auf dieses Ziel samt Nebenbedingungen abgestimmtes Auktionsdesign entwickelt und implementiert werden. ",The other way round' funktioniert nicht", sagt Böheim.

Zu klären sei auch, ob eine erlösmaximierende Auktion der 5G-Lizenzen in Österreich sinnvoll ist, wenn gleichzeitig die Breitbandmilliarde an die Telekomnetzbetreiber ausgeschüttet wird. "Zuerst die Breitbandmilliarde als Zuckerl, und dann wird ein Teil davon wieder als Lizenzgebühr einkassiert – wo ist da der Sinn?" (Luise Ungerboeck, 13.8.2017)