Schauen aus wie normale Leute, sind aber heißbegehrte Superhelden: Jessica Jones, Iron Fist, Daredevil, Luke Cage verbünden sich ab Freitag in "Marvel's The Defenders" auf Netflix.

Foto: Netflix

Für mich die beste Nachricht der kommenden Woche: Das Wetterpanorama kommt wieder! Zwischen 6 und 6.30 Uhr kann ich auf ORF 2 endlich wieder Rundumblicke zwischen Laterns und Mönichkirchen genießen. Grund für diesen Zugewinn an televisionärer Lebensqualität ist das neue Tagesprogramm des ORF, das "Unterwegs in Österreich" heißt, und soweit ich das verstanden habe, eine Art "Guten Morgen Österreich" über den Tag verteilt sein soll. Das wiederum ist keine so gute Nachricht.

Doch zurück zum Kernauftrag dieses kleinen Blogs: Was diese Woche in den TV- und Plattformuniversen Neues und/oder Bemerkenswertes bevorsteht.

Und für die Supersensiblen unter den geschätzten Leserinnen und Lesern: Wer in einer vagen Inhaltsangabe schon den urbösen SPOILER vermutet, möge sich hiermit alarmiert wissen und nur das Fettgedruckte lesen.

Freitag, 18. August: "Marvel's The Defenders", Netflix
Darauf warten viele, und es beginnt auch gleich mit genrebedingten "Uhs" und "Arrghs". Das Gipfeltreffen der hochehrwürdigen Superhelden Daredevil, Jessica Jones, Luke Cage und Iron Fist verläuft körperintensiv, nichts anderes war ja zu erwarten. Am Beginn stecken alle in schweren Identitätskrisen, das hängt mit ihrer Vergangenheit zusammen, die in vorangegangenen Serien nachzuschauen wäre. Als besonders erfreulich ist das Spiel von Sigourney Weaver zu erwähnen, die knapp 30 Jahre nach ihrem ersten Alien-Erlebnis nichts an Ausstrahlung verloren hat. Als eine, die noch etwas zu erledigen hat, macht sie es sich auch dieses Mal nicht leicht. Wo das Ganze hinführen wird, ist nach der einen Folge, die ich anschauen konnte, nicht ganz klar. Es nimmt aber, so viel lässt sich sagen, Ausmaße an, für die vereinte Kräfte benötigt werden dürften. Good luck, oder besser: Get your shit together!

Netflix

Sonntag, 20. August: "Lindenstraße spezial", 18.50 Uhr, ARD
Wir schreiben die 1675. Folge, die erste nach der Sommerpause, und diese ist speziell. Im Titel "Engelchen flieg" erkennen die Spezialisten, dass es eine entscheidende Wende im Fall des Bosnigels Robert Engel geben muss. Der Erzbösewicht trieb es wieder einmal abscheulich, dafür muss er nun bezahlen – und zwar richtig. Momo, der in das Schlamassel Hineingerittene, sinnt auf Gerechtigkeit, das tut er ja immer, womit er eine treue Gemeinde an Zuschauern regelmäßig auf die Palme bringt, was wiederum die "Lindenstraße"-Macher genau wissen und die Figur sicher gerade deshalb in diese Richtung vorantreiben. Also, Momo braucht Gerechtigkeit, und Hans W. Geißendörfers Team seine Spezial-Ausgabe, deshalb spielt dieses Stück hier solo und fast zur Gänze außerhalb der gewohnten Räumlichkeiten, und Geißendörfers Stimme spricht am Anfang wie weiland Edgar Wallace zu uns: "Alles, was Sie jetzt sehen, geschah in den letzten sechs Wochen."

Lindenstrasse

Montag, 21. August : "Free Speech Fear Free", 22.25, 3sat
Mit dem Dokumentarfilm von Tarquin Ramsay beginnt in 3sat die Themenwoche "Demokratie-Dämmerung". Vom 21. bis zum 26. August fragt der Sender "Was ist los mit unserer Demokratie?". Zu einem ernüchternden Ergebnis kommt Tarquin Ramsay, der im Alter von 15 Jahren beginnt, sich mit dem Thema Meinungsfreiheit auseinanderzusetzen. Das Ganze sah zunächst nach einem gewöhnlichen Schülerprojekt aus, doch Ramsay war neugieriger als andere, und so wurde aus der Klassenarbeit fünf Jahre später ein abendfüllender Kinofilm mit Interviews mit einer ziemlich brisanten Momentaufnahme des Zustands der Redefreiheit im Westen. Ramsay trifft unter anderen Julian Assange und Jude Law, er besucht den CIA-Whistleblower John Kiriakou, der 2007 über das Folterprogramm der CIA öffentlich sprach, wofür er zu 30 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Er befragt Wikileaks-Aktivisten Jacob Applebaum und Sarah Harrison, die sich im Exil befinden, weil ihnen nach britischem Terrorismus-Recht Gefängnis droht. "Redefreiheit ist wichtiger als die Aussicht auf eine von Terroranschlägen freie Zukunft", sagt Kiriakou. Es scheint angebracht, an die US-Verlegerlegende Joseph Pulitzer zu erinnern, der da sagte: "Es gibt kein Verbrechen, keinen Kniff, keinen Trick, keinen Schwindel, kein Laster, das nicht von Geheimhaltung lebt."

realfictionfilme

Dienstag, 22. August: "Gertrude Bell", 20.15 Uhr, Arte
Es gehört zu den Kennzeichen der von Männern geschriebenen Menschheitsgeschichte, dass Frauenbiografien gern in den Hintergrund geraten. Die der Historikerin, Schriftstellerin, Archäologin, Alpinistin und politische Beraterin Gertrude Bell ist eine, der dieses Schicksal widerfuhr. Die weltreisende Wissenschafterin und politische Strategin war nach dem Ersten Weltkrieg an der Neuordnung des heutigen Irak maßgeblich beteiligt, dessen Folgen bis heute sichtbar sind. Obwohl sie dominierende Kraft war, wurde ihr Freund und Kollege Thomas Edward Lawrence als "Lawrence von Arabien" berühmt, Bell geriet in Vergessenheit. Diese poetisch zusammengestellte Filmbiografie im Film von Sabine Krayenbühl und Zeva Oelbaum zitiert aus Briefen, Tagebucheinträgen und komponiert Archivaufnahmen zu einem stimmigen Bild von Gertrude Bells Geburt und Kindheit in Yorkshire bis zu ihrem mysteriösen Tod 1926. Besonderer Leckerbissen: Im englischen Original wird Gertrude Bell von Tilda Swinton gesprochen, die auch als ausführende Produzentin tätig war. Die deutsche Stimme übernimmt Susanne Hampl.

Curzon Home Cinema

Was noch anfällt – oder nicht:

  • Doch nicht am 23. August startet die 21. Staffel von "South Park". Der US-Sender Comedy Central verschiebt den Start um knapp einen Monat, Schuld hat indirekt Donald Trump. Die Wahl des US-Präsidenten erwischte die Macher buchstäblich eiskalt, sodass Drehbücher noch umgeschrieben werden mussten. Am 13. September geht es los, die große Trump-Verarsche findet laut "Los Angeles Times" aber nicht statt, das wäre zu billig gewesen, sagte Produzent Trey Parker, was definitiv für die Show spricht.
  • Definitiv on air geht am Freitag, dem 18. August auf Netflix der Endzeitthriller "What Happened to Monday?" von Max Botkin und Kerry Williamson (Drehbuch) sowie Tommy Wirkola (Regie).
  • TNT-Serie geht am Mittwoch, dem 23. August mit "I'm Dying Up Here" an den Start. Unter anderem produziert von Jim Carrey, erzählt die Serie in vorerst zehn Folgen die Geschichte der amerikanischen Stand-up-Comedy-Szene in den 1970er-Jahren, die vermutlich ein ziemlich anarchischer Haufen war. Für Prie-View gab's keine Preview, ich behalte das aber im Auge.
  • Trailer der Woche: Der Preis für das filmische Traumpaar der Woche geht diese Woche an Jane Fonda und Robert Redford, die im Netflix-Drama "Our Souls at Night" nach Kent Haruf die Erfahrung machen, dass Liebe kein Alter kennt und immer kompliziert bleibt. Man kann gar nicht so viel Flüssigkeit abgeben, wie man hier schmelzen möchte. Premiere am 29. September.
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In diesem Sinne: Schöne Woche, frohes Schauen! (prie, 17.8.2017)