Wien – "Rien" heißt der Nachfolger des Wiener Innenstadt-Cafes Griensteidl, das Ende Juni seinen Betrieb geschlossen hat. Am 26. August wird nun wiedereröffnet, vorerst als sechsmonatiges Versuchslabor für alles Mögliche. Die Räume am Michaelerplatz werden nämlich gemixt bespielt – als Restaurant, Galerie, Kulturstätte und Design Shop.

Das frühere Griensteidl war eigentlich kein alteingesessenes Kaffeehaus. Es wurde erst 1990 im Palais Herberstein eröffnet – gewissermaßen in memoriam des Fin de Siecle-Literatentreffs, der allerdings bereits um die Jahrhundertwende abgerissen worden war. Zuletzt gab es Unstimmigkeiten zwischen dem Hauseigentümer, dem Holzindustriellen Gerald Schweighofer, und dem Pächter Do&Co, weshalb das Cafe, in dem zuletzt hauptsächlich Touristen anzutreffen waren, seinen Betrieb einstellte.

Das "neue" Café Griensteidl existierte von 1990-2017, der traditionelle Literatentreff gleichen Namens war schon 1897 im Rahmen einer Umgestaltung des Michaelerplatzes abgerissen worden.
Foto: Apa/hochmuth

Wie es langfristig weitergeht, ist noch unklar. Auf Einladung hat nun die Konzeptagentur Friendship eine temporäre Bespielung ausgetüftelt, Schweighofer erhofft sich daraus Input für die künftige Positionierung des Standorts. "Wir wollen in den kommenden Monaten ausprobieren, was funktioniert und was nicht", erklärte Martin Fetz von Friendship. Vom ursprünglichen Interieur werden die roten Plüschbänke und Sitznischen erhalten. Ansonsten wird hauptsächlich upgecycelt – also Vorhandenes zu Neuem zusammengebastelt. Aus den einzelnen Deckenlampen entstehen große Lichtskulpturen, aus den Tischen werden zwei lange Sitztafeln gezimmert.

Derzeit noch Baustelle, soll am 26.8. das Rien eröffnen.
Foto: Apa/hochmuth

K.u.K-Küche neu

Das "Rien", das von Dienstag bis Sonntag von 9.00 bis 1.00 Uhr offen haben wird, setzt auf zwei Standbeine: Gastro und Kultur. Man werde die "K. u. K.-Küche neu interpretieren", kündigte Hubert Peter, einer der beiden Geschäftsführer an mit Zutaten und Weinen aus ehemaligen Kronländern wie Ungarn, Tschechien, Rumänien oder Italien. Kulinarische Klassiker wie Würstel oder Gulasch werden unter neuen Rezepturen angeboten – letzteres beispielsweise mit Fleisch vom Wasserbüffel. Innereien sollen ebenfalls auf der Karte stehen.

Die beiden Betreiber Hubert Peter und Philipp Haufler.
Foto: Apa/hochmuth

Als Küchenchefs fungieren Simon Kotvojs und Lucas Steindorfer, die bei Christian Petz gelernt haben und u.a. im Mochi, Tian oder Coburg tätig waren. Um die Bäckerei kümmert sich Viola Bachmayr-Heyda, die bisher die Patisserie für "Joseph Brot" besorgt hat.

In Sachen Kultur probiert man es mit Vielfalt. Konzerte sind etwa geplant – "aber keine Drums und E-Gitarren". Vielmehr denken die Betreiber an zeitgenössischen Jazz oder Singer-Songwriter-Auftritte. Diskussionsveranstaltungen sind geplant, ebenso eine "Open Stage" für Poetry-Slam oder Lesungen. Die insgesamt zehn großen Fenster sollen als Kunstauslage dienen. (APA, 16.8.2017)