Linz – In Oberösterreich ist eine weitere Rückholaktion von Eierwaren angelaufen, die mit dem Insektengift Fipronil belastet sein könnten. Der Großhändler hat sogenanntes Vollei aus Deutschland für die Gastronomie importiert. Um auf "Nummer sicher zu gehen", habe er von sich aus die Ware von den Abnehmern zurückverlangt, sagte der für die Lebensmittelaufsicht zuständige Landesrat Rudi Anschober (Grüne).

Bereits vergangenen Donnerstag wurde offiziell bestätigt, dass zwei oberösterreichische Großhändler gekochte und geschälte Eier aus den Niederlanden aus Chargen eingeführt hatten, für die es in Deutschland Warnungen gab. Eine große Probe wurde gezogen und an die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) weitergeleitet. Mittwochmittag gab es noch kein Ergebnis, erklärte Anschober in einer Pressekonferenz in Linz. Der dritte Großhändler dürfte jedenfalls Vollei-Produkte – aufgeschlagene, pasteurisierte Hühner-Eier, die vor allem in industriell hergestellten Produkten wie Nudeln enthalten sind – über den selben deutschen Lieferanten bezogen haben wie seine Kollegen die gekochten Eier.

Acht positive Fälle bisher

Die ersten beiden Verdachtsfälle aus Oberösterreich hatte die AGES zum Anlass genommen bundesweit insgesamt 110 Proben zu ziehen. Bestätigt sind inzwischen acht positive Fälle, bei 19 weiteren laufe noch die Abklärung, so Astrid Zeller von der Lebensmittelaufsicht OÖ. Von diesen 19 Fällen sind acht aus Oberösterreich. Der bisher höchste gemessene Wert liegt bei 0,1 Milligramm pro Kilo, das sei ein Zehntel des höchsten Wertes (rund ein Milligramm/Kilogramm), der bisher in Belgien gemessen wurde, betonte Zeller. Eine Gefahr für die Gesundheit bestehe demnach nicht.

Nachgewiesen wurde das Insektengift, das offenbar einem Reinigungsmittel für die Ställe begemischt wurde, in Eiprodukten für den Gastronomiegroßhandel mit Herkünften aus Deutschland, Niederlanden, Belgien und Polen. Drei Viertel der untersuchten Proben waren bisher in Österreich aber frei von Fipronil (Frischeier, Backwaren, Hühnerfleisch, Kekse, Mayonnaise, Teigwaren und Waffeln).

"Grund zur Panik" bestehe derzeit nicht, allerdings forderte Anschober erneut die Einführung einer Kennzeichnungspflicht der Herkunft auch für verarbeitete Eier. Zudem plädierte er für "eine Verbesserung beim europäischen Schnellwarnsystem sowie harte Strafen bei fehlender Information der EU trotz konkreter Verdachtsmomente".

28 Millionen Fipronil-Eier allein Niedersachsen

Das Ausmaß des Fipronil-Skandals ist in Deutschland womöglich deutlich größer als bekannt. Wie die Neue "Osnabrücker Zeitung" am Mittwoch unter Berufung auf das niedersächsische Landwirtschaftsministerium berichtete, wurden allein in dieses deutsche Bundesland mehr als 28 Millionen Eier geliefert, die möglicherweise mit dem Insektizid belastet sind.

Die deutsche Regierung hatte zuletzt von bis zu 10,7 Millionen möglichen Fipronil-Eiern gesprochen. Die Zeitung berief sich auf eine Auswertung des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums auf Basis der Daten im EU-Schnellwarnsystem. Demnach erfolgten Rückrufe zu allen betroffenen Chargen. Aus Niedersachsen wurden den Angaben zufolge wiederum fast 17 Millionen Fipronil-Eier an verschiedenste Empfänger geliefert. Sie stammten demnach aus Verdachtsbetrieben in den Niederlanden sowie aus den insgesamt vier Legehennenbetrieben in dem Bundesland, in denen das Insektizid nachgewiesen wurde.

Derzeit sind 17 europäische Länder von dem Skandal betroffen, am Dienstag kam Ungarn hinzu. Wie die Behörde für Lebensmittelsicherheit des Landes mitteilte, wurden Tiefkühlgerichte asiatischer Art zurückgerufen, in denen möglicherweise belastete Eier verarbeitet worden sind. (APA, 16.8.2017)