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Die sexuelle Orientierung der Eltern hat keinen Einfluss auf die Geschlechtsidentität der Kinder.

Foto: Jens Kalaene / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

Lexington, Ketucky – Seit dem Jahr 2016 dürfen gleichgeschlechtliche Paare in Österreich Kinder adoptieren. Ein Argument von Kritikerinnen und Kritikern dieser Entscheidung war lange Zeit, dass die Kinder in solchen Familien aufgrund mangelnder weiblicher oder männlicher Vorbilder in der Entwicklung ihrer eigenen Geschlechteridentität eingeschränkt seien. Eine US-Studie zeigt jetzt allerdings: Die Kinder aus Familien mit zwei Müttern oder zwei Vätern passen sich den gesellschaftlich geltenden Geschlechternormen sehr wohl an – und werden nicht davon beeinflusst, ob sie von hetero- oder homosexuellen Paaren großgezogen werden.

Analyse des Spielverhaltens

Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Fachjournal "Sex Roles" veröffentlicht. Das Team rund um Rachel Farr von der University of Kentucky hatte in zwei Stufen das Spielverhalten und die Entwicklung adoptierter Kinder aus insgesamt 106 amerikanischen Familien mit lesbischen, schwulen und heterosexuellen Elternpaaren untersucht. Verglichen wurde unter anderem, was und mit welchem Spielzeug die als Kleinkind adoptierten Kinder im Vorschulalter gern spielten und wie sehr sie sich fünf Jahre später an gesellschaftlich vorherrschende Geschlechterrollen angepasst hatten.

In einem ersten Schritt wurden den Kindern im Vorschulalter bei einem Hausbesuch verschiedene Spielzeuge zur Auswahl gegeben. Darunter war "Mädchenspielzeug" wie Barbiepuppen, "Bubenspielzeug" wie Autos und neutrale Spielsachen wie zum Beispiel Malstifte. Außerdem wurden die Eltern in einem standardisierten Verfahren zu den Spielvorlieben der Kinder befragt – etwa ob sie wildes oder ruhigeres Spielen bevorzugten.

Geltende Rollenbilder setzen sich durch

In einer zweiten Studienphase etwa fünf Jahre später wurden die Familien erneut zu Hause besucht. Diesmal wurden neben den Eltern auch die mittlerweile circa achtjährigen Kinder zu ihren Spielvorlieben, Eigenschaften und beruflichen Wünschen befragt.

Die Auswertung zeigte, dass es in allen Familienformen etwa gleich viele Kinder gab, die sich entweder genderkonform oder aber nonkonform verhielten. Dieses Verhalten behielten die Kinder über die Jahre hinweg recht konstant bei. "Die sexuelle Orientierung der Eltern und der Familientyp hatten darauf keinen signifikanten Einfluss", sagte Farr.

"Es scheint, dass ein männliches und ein weibliches Rollenvorbild zu Hause weder notwendig sind, um eine typische Genderentwicklung bei Adoptivkindern zu unterstützen, noch um sie von Gender-Nonkonformität abzuhalten", so das Fazit der Forscherin. Die Kinder der Familien mit lesbischen oder schwulen Eltern entwickelten sich demnach ähnlich den Kindern mit heterosexuellen Eltern.

Das Forschungsteam glaubt, dass die Ergebnisse informativ sein könnten für Anwälte, Richterinnen, Sozialarbeiter und Adoptionsagenturen – in der Debatte rund um den Einfluss der sexuellen Orientierung der Eltern auf die Entwicklung der Geschlechterrollen in Kindern. (APA, red, 17.8.2017)