Im Moment schaut es gut aus für Angela Merkel. Die Chancen, dass sie nach der Wahl ihre vierte Amtszeit als Kanzlerin antreten kann, sind hoch. Doch die Bundestagswahl ist noch nicht gelaufen.

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Es war ein Termin für die "Generation Youtube". Am Mittwoch stellte sich die deutsche Bundeskanzlerin vier Internetstars im Interview und verriet dabei, dass der "Smiley" ihr Lieblings-Emoji ist.

Seit Merkel am Wochenende aus dem Südtirol-Urlaub zurückgekehrt ist, hat sie schon einige Wahlkampftermine absolviert.

Youtuber fragen Angela Merkel
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Die heiße Phase des Wahlkampfes begann – recht harmlos – in Dortmund. Merkel sprach vor den Arbeitnehmern der CDU, also vor gewogenem Publikum. Danach standen in sechs anderen Städten dann jedoch Auftritte auf der großen Bühne vor Bürgerinnen und Bürgern auf dem Programm.

Im hessischen Gelnhausen gab es laute Zwischenrufe von AfD-Anhängern, in Bremen von Linken, was die Kanzlerin mit der Bemerkung quittierte: "So hat jeder seine Schwerpunkte: Manche haben sich vorgenommen, dass sie einfach vier Jahre lang nur schreien." Apropos AfD und Linke. Nur mit ihnen schließt Merkel eine Koalition aus. SPD, Grüne und FDP sind potenzielle Partner. Enttäuscht jedoch wurde, wer meinte, Merkel könnte eine Präferenz erkennen lassen. Gefragt, ob die FDP der natürliche Partner sei, antwortet sie: "Wenn es einen natürlichen Partner gibt, dann ist es die CSU."

Schulz bemüht sich um Zuversicht

Geht es nach SPD-Chef Martin Schulz, dann muss sich Merkel nach dem 24. September ohnehin nicht mehr mit dieser Frage beschäftigen. Obwohl die SPD seit Wochen zwischen 23 und 25 Prozent und die Union bei 38 bis 40 Prozent liegt, bemüht sich Schulz, Zuversicht zu verbreiten: "Ich rechne damit, dass ich eine gute Chance habe, die nächste Bundesregierung anzuführen." Er habe auch nichts gegen eine große Koalition – "unter meiner Führung".

Sein Ton ist schärfer geworden. Er wirft Merkel einen Schlingerkurs in der Autopolitik vor: "Am Wochenende hat sie eine Quote für Elektroautos abgelehnt. Heute fordert sie ein Dieselverbot." Die Kanzlerin habe weder für die Zukunft der deutschen Automobilindustrie noch für die Zukunft des Landes einen Plan.

Die Schonzeit ist vorbei

Die Angriffe sind Teil einer Strategie, die SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann so beschreibt: "Die Schonzeit für Frau Merkel ist vorbei." Bis zur Wahl werde die SPD Merkel "Tag für Tag mit den Herausforderungen und Problemen unseres Landes konfrontieren, aber auch mit den Chancen, die sie verspielt hat. Das Land lebt von der Substanz, unser Wohlstand steht auf dem Spiel, weil Merkel keinen Plan für die Zukunft hat."

Merkel hingegen spricht den Namen Schulz nach wie vor nicht aus. Wenn sie Missstände anspricht, dann erwähnt sie Fachminister – etwa Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) im Zusammenhang mit Langzeitarbeitslosen. Und sie beteuert: "Ich unterschätze meine Mitbewerber nie." An die eigenen Leute hat sie auch eine Botschaft: "Wir müssen werben, wir müssen kämpfen." (Birgit Baumann aus Berlin, 17.8.2017)