Als Fußballer hatte Klaus Schmidt durchaus Limits, als Trainer von Altach ist der Steirer absolut unbestritten.

Foto: APA/Haumer

Altach/Innsbruck – Der 49-jährige Klaus Schmidt war ein "Unikum". Zudem ist ihm ein gewisser Realismus gegeben. Seine fußballerischen Ambitionen waren zwar durchaus vorhanden, allerdings begrenzt. Für die Innenverteidigung des ehemaligen Zweitdivisionärs LUV Graz hat es gereicht, das soll es dann gewesen sein. "Ich war nicht gut genug, habe meine Limits erkannt und akzeptiert."

Also studierte er in seiner Heimatstadt Graz Sportwissenschaften, machte zusätzlich die Ausbildung zum Physiotherapeuten. "Im Hinterkopf hatte ich immer den Gedanken, Trainer zu werden." Ab 1997 kümmerte er sich um den Nachwuchs des Kapfenberger SV, 2000 wechselte er zum GAK. "Sportwissenschafter und Physiotherapeut in einer Person gab es eigentlich nicht, also wurde ich in den Trainerstab eingebunden." Bis 2007 als Assistent, nach dem Abgang von Walter Schachner war er für vier Partien sogar der Chef. Weitere Stationen: Austria Kärnten, Wiener Neustadt, Kapfenberg, Austria Salzburg, Wacker Innsbruck, Blau-Weiß Linz.

Realismus

Seit Juni kümmert sich Schmidt um den SCR Altach. Seine Philosophie? "Du musst die Spieler, die du zur Verfügung hast, optimal einsetzen. Du darfst nie Unmögliches verlangen. Realismus ist absolut notwendig." Am Donnerstag trifft Altach im Hinspiel des Playoffs zur Europa League auf Maccabi Tel Aviv, gekickt wird in Innsbruck, die Heimstätte Cashpoint-Arena erfüllt die internationalen Kriterien nicht. Es mangelt an Sitzplätzen, das soll in den nächsten Monaten geändert werden. Schmidt: "Es ist schade, die Leute in Vorarlberg wollen uns daheim sehen." In Innsbruck erhofft er 5.000 Zuschauer, Altach hat übrigens 6.000 Einwohner. "Wir sind ein gallisches Dorf." Der Steirer mag den Vergleich, er hat die Asterix-Hefte verschlungen.

In der dritten Runde wurde ziemlich überraschend Gent eliminiert (1:1, 3:1), und Gent ist kein Dorf, "sondern eine fußballverrückte Stadt in Belgien". Maccabi ist ein noch größeres Kaliber. Schmidt sagt: "Wieder sind wir der Underdog. Ich weiß, es ist nicht besonders originell, aber es ist Fakt." Sein Eindruck von Maccabi? "Holländisch geprägt, sehr routiniert, eine Einheit, die Spieler identifizieren sich mit dem Verein." Für das Holländische ist Trainer Jordi Cruyff verantwortlich. Maccabi ist 22-facher Landesmeister, Altach hat 22 Titel weniger. Allerdings ist Tel Aviv eine Weltstadt. "Wir haben in der Klubgeschichte zehn internationale Partien absolviert, Maccabi kennt die Champions League."

Durchwachsen

Schmidt, der mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet wurde, durchlebt in Vorarlberg spannende, intensive Wochen. "Es ist eine wilde Zeit." Der Start in die Liga geriet durchwachsen, zunächst wurde die Austria mit 3:0 gedemütigt, zuletzt hat man Meister Salzburg dominiert. Das Ergebnis passte halt nicht ins Bild, das 0:1 war eine schlechte Laune des Fußballs. Dazwischen gab es Niederlagen gegen Admira (1:4) und Wolfsberg (0:1). Schmidt sagt: "Wahrscheinlich müssen wir der Doppelbelastung Tribut zollen. Das ist nicht originell, aber Tatsache." Seine Mannschaft überhäuft er trotzdem mit Lob. "Sie reflektiert, weiß, was sie falsch macht, sie sucht die Schuld nicht bei anderen. Die Hierarchie passt."

Das gallische Dorf ist am Mittwoch nach Innsbruck übersiedelt, der Matchplan steht, Schmidt verrät ihn nur in groben Zügen. "Selbstbewusst auftreten, mutig sein, verstecken bringt nichts. Vielleicht unterschätzen sie uns." Wie es klingen würde, sollte Altach tatsächlich in die Gruppenphase der Europa League einziehen? "Das klingt nach gar nichts. Wir sind im Playoff, und das klingt ziemlich gut." (Christian Hackl, 16.8.2017)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zu SCR Altach – Maccabi Tel Aviv:

Europa-League-Play-off, Hinspiel:

SCR Altach – Maccabi Tel Aviv (Innsbruck, Tivoli Stadion Tirol, Donnerstag, 20.30 Uhr/live ORF eins, SR Aleksei Kulbakow/BLR). Rückspiel am 24. August (19.00) in Netanya. Der Aufsteiger steht in der Europa-League-Gruppenphase.

Altach: Kobras – Lienhart, Zech, Janeczek, Galvao – Gebauer, Zwischenbrugger, Salomon, Dobras – S. Nutz – Ngamaleu

Ersatz: Dmitrovic – Netzer, Sakic, Schreiner, Müller, Nussbaumer, Grbic

Es fehlen: Aigner (gesperrt), Piesinger (Knöchel), Ngwat-Mahop (Muskelprobleme), Lukse (nach Schulter-OP), Prokopic (rekonvaleszent)

Fraglich: Netzer (Knieverletzung)

Maccabi: Rajkovic – Spungin, Ben Haim, Tibi, Davidzada – Golasa, Yeini, Battocchio – Atzill, Kjartansson, Schoenfeld

Ersatz: Tenenbaum – D. Peretz, E. Peretz, Susic, Rikan, Itzhaki, Micha