Karl Blechas Timing stimmt: Pünktlich vor der Wahl ruft der rote Seniorenchef nach einer Pensionserhöhung über die Inflationsrate hinaus. Der alte Stratege weiß natürlich, dass ihm die handelnden Politiker diesen Wunsch da besonders schwer abschlagen können.

Es gibt aber auch ein sachliches Argument, niedrige Pensionen – wie Blecha will – stärker anzuheben: Wer schlecht verdient, spürt die Teuerung besonders. Richtig ist auch, dass das System keinesfalls so wackelig dasteht, wie Alarmisten behaupten. Der Steuerzuschuss ist – nach starkem Anstieg – in den letzten beiden Jahren gesunken, laut langfristigen Prognosen werden die Einsparungen aus dem Auslaufen der teuren Beamtenpensionen das durch die Demografie bedingte Kostenplus zu einem Gutteil ausgleichen. Bis 2060 würden die öffentlichen Pensionsausgaben in Österreich um 0,5 Prozentpunkte des Bruttoinlandsproduktes steigen, diagnostiziert die EU-Kommission.

Apokalypse ist das keine – aber auch kein Grund, mit Geld herumzuwerfen. Prognosen sind volatil, eine Wirtschaftskrise später kann der Trend wieder viel dramatischer aussehen. Wollen die Parteien an einer Stelle im Pensionssystem etwas drauflegen, sollten sie deshalb an anderer einsparen – wobei eine reine Absichtserklärung als Gegenfinanzierung nicht durchgehen darf. Was tabu sein sollte: ein "Pensionshunderter" wie im Vorjahr, der jedermann ohne Rücksicht auf Bedürftigkeit bedient. (Gerald John, 16.8.2017)