In der Analyse des Problems sind sich die Parlamentsparteien weitgehend einig. Teilzeitarbeit und die Lohnschere gelten bei allen als zentrale Ursachen für den Gender-Pension-Gap, auf den heuer am 27. Juli, dem Equal-Pension-Day, aufmerksam gemacht wurde. Die Lösungsansätze hingegen reichen von einer höheren Anrechnung der Kindererziehungszeiten, einer Anhebung des Pensionsantrittsalters bis hin zu einer "Grundpension".

FPÖ: Der freiheitliche Seniorensprecher Werner Neubauer kann sich ein Modell aus der Schweiz vorstellen, die sogenannten Erziehungsgutschriften. Diese Gutschriften werden bei der Pensionsabrechnung als fiktive Einkommen miteingerechnet. Wenn nur ein Elternteil für das Kind sorgt, wird die gesamte Erziehungsgutschrift angerechnet, leisten beide Kinderbetreuung, ist die Anrechnung der Gutschrift unter anderem vom Umfang dieser Betreuung abhängig. Kinder seien eine "Investition in die Zukunft", so Neubauer, daher müssten sich Kindererziehungszeiten auch positiv auf die Höhe der Pensionen auswirken.

Neos: Die Neos setzen darauf, die Pensionen von Frauen durch mehr Versicherungszeiten zu erhöhen. Dafür sei ein "massiver Ausbau der Kinderbetreuungsplätze" nötig, so Neos-Frauensprecherin Claudia Gamon, die darüber hinaus Änderungen im Pensionssystem selbst für nötig hält. Eine Angleichung des Pensionsantrittsalters für Frauen an das der Männer würde die "Chancen von Frauen auf beruflichen und finanziellen Aufstieg verbessern und somit höhere Pensionen ermöglichen". Um herrschende pensionsrechtliche Nachteile während Karenzzeiten auszugleichen, fordert Gamon das Pensionssplitting.

Grüne: Für Sozialsprecherin Judith Schwentner von den Grünen steht fest, dass eine Alterssicherung auf Basis des Lebenseinkommens angesichts immer mehr atypischer Beschäftigter nicht mehr zeitgemäß ist. Sie fordert daher eine über Steuern finanzierte Grundpension von rund 900 Euro für alle. Darauf aufbauend soll es noch eine aus den Beiträgen der Versicherten finanzierte Pension geben. Diese beiden Komponenten würden die Summe für die Pensionsbezieherinnen ergeben, so Schwentner. "Auf diese Grundpensionen haben Menschen mit den unterschiedlichsten Erwerbsbiografien Anspruch." Laut den Grünen würde dieses Modell etwaige Unterbrechungen der Erwerbsarbeit abfedern und Altersarmut vorbeugen.

SPÖ: Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner pocht auf bereits existierende Maßnahmen, wie etwa das Einkommenstransparenzgesetz. Sie forderte anlässlich des Equal-Pension-Day Lohntransparenz in Unternehmen, wie es sie im öffentlichen Dienst durch transparente Einstufungen beim Einkommen gibt. "Wenn Frauen wissen würden, was ihre männlichen Kollegen verdienen, würden sie auch gestärkt in Lohnverhandlungen gehen", ist die Frauenministerin überzeugt. Priorität habe zudem ein weiterer Ausbau der Kinderbetreuung.

ÖVP: Für Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenbundes, müsste für Frauen intensive Aufklärungsarbeit über die finanziellen Konsequenzen von Teilzeit geleistet werden. Faktum sei, "wer mehr einzahlt, bekommt auch mehr heraus", so Korosec. Auch die ÖVP fordert eine Anpassung des Pensionsantrittsalters für Frauen an das der Männer. (beaha, 17.8.2017)