Die Vermutung stand schon länger im Raum, zum Staffelfinale hin verstärkt sich der Eindruck: Wenn man sich in ferner Zukunft irgendwann einmal an "Game of Thrones" erinnern wird, kann es gut sein, dass es in der Hauptsache um Hacks und Leaks geht und weniger um Eis und Feuer. Kein Tag ohne Breaking News à la "Jetzt ist schon wieder was passiert". Was mich stark an den Film "How to Steal a Million" erinnert. Es ist dies die sehr fröhliche Story um eine Statue, auf die Audrey Hepburn und Peter O'Toole spitzen.

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Das Teil ist eine Fälschung, steht aber als besonders behüteter Schatz im Museum, das von einer ganzen Armada an Sicherheitsleuten bewacht wird. Hepburn und O'Toole tun die ganze Nacht nichts anderes, als Fehlalarme auszulösen, so lange, bis die Wachebeamten eingeschlafen sind und sich um den Lärm nicht mehr kümmern. Ein bisschen geht es einem so bei den Hacks von "Game of Thrones" – die Nachrichtendichte über urarge Hacks ist schon nervig hoch, Teil einer auf Alarmismus basierenden Medienkultur, an deren Ende zwangsläufig Ermüdung und Desinteresse stehen muss.

Jedenfalls geht Sonntagnacht zu Ende, was George R. R. Martin begonnen hat, in diesem Fall aber nicht mehr als Vorlage diente, was immerhin Diskussionen über die Inhalte befeuert. Was die Qualität dieser Staffel betrifft, so scheiden sich die Geister. Ein endgültiges Urteil wird am Ende zu fällen sein, ich denke aber, die Zusammenführung von Pose und Inhalt gelang schon einmal eleganter.

Die STANDARD-"Serienreif"-Bloggerinnen sind aber nichts destotrotz schon sehr aufgeregt, zum Staffelfinale gibt es wieder einen Liveticker! Am Montag um 19.30 Uhr schauen Anya Antonius, Michaela Kampl und Daniela Rom das Finale – mit Ihnen, wenn Sie mögen. Treffpunkt an der digitalen Bassena, eh schon wissen auf derStandard.at/Etat.

Doch nun zum Kernauftrag des Blogs: was in den nächsten Tagen in den Paralleluniversen auf TV- und Plattformen läuft. Davor aber noch die SPOILERWARNUNG: Wer in einer vagen Inhaltsangabe schon den urbösen Verrat vermutet, möge sich hiermit alarmiert wissen und bitte so gut sein und nur das Fettgedruckte lesen.

Freitag, 25.8.: Death Note, Netflix
Vom Himmel fällt ein Notizbuch, und obwohl es von oben kommt, ist es nicht gut. Wer es besitzt, kann damit Menschen töten; genauer: Wessen Name sich darin findet, ist schon so gut wie tot. Dieses Höllenwerk fällt dem Studenten Light Turner in die Hände. Der meint, Gutes zu tun, wenn er Verbrecher aus dem Weg räumt, und so begibt er sich auf eine Mission.

Und auch hier wiederholt sich der, nennen wir ihn: "Hepburn-O'Toole-Effekt" – beim ersten Mal erschrickt Light noch, mit Fortdauer findet er seinen superzuverlässigen Todesgott immer lässiger, auch weil er dadurch kein Leichtgewicht mehr ist, sich fortan unter dem coolen Namen "Kira" verewigt und obendrein die fesche Mia angeln kann.

So viel Glück ist fast schon nicht auszuhalten, weswegen ein gewisser L auf der Bildfläche erscheint, der dem Gemetzel ein Ende bereiten will, aber auch nicht um der Gerechtigkeit willen, sondern aus Eigeninteresse an der Macht. "Death Note" basiert auf einer im Manga-Paralleluniversum ziemlich wichtigen Serie von Tsugumi Ōba. Netflix hat daraus einen Film mit echten Menschen in Spielfilmlänge gemacht.

Die Übersetzung ins Bewegtbild ist, wie ich finde, ordentlich gelungen. Optik, Soundtrack, Tempo entsprechen genreüblichen Vorgaben, mit Nat Wolff und Margaret Qualley treibt ein aufgewecktes Paar die Geschichte voran. Ich gestehe aber auch, keine Anime-Expertin zu sein, Kollegin Muzayen Al-Youssef stampft "Death Note" in Grund und Boden – darüber wird auf Etat.at noch zu lesen sein, offenbar bin ich schon eher altersmilde. Jedenfalls: Die Stimme des stacheligen Todesgottes Ryuk spricht Willem Dafoe, und das ist doch was.

Netflix

Freitag, 25.8.: 50 Jahre Farbfernsehen, 23.10, BR
Von Netflix zum Retroschick ist es nur ein kurzer Weg: Am selben Tag feiern BR Fernsehen und ARD Alpha 50 Jahre Farbfernsehen mit einer schönen, nostalgischen TV-Nacht, zum Beispiel mit dem Rateonkel Robert Lembke, wer ihn noch kennt ("Welches Schweinderl hätten S’ denn gern?"). Robert Lembke, Jahrgang 1913, war der Inbegriff des knochentrockenen Showmasters. Ursprünglich Journalist und Gründer der "Neuen Zeitung" in München, zusammen mit Hans Habe, Erich Kästner und Stefan Heym, moderierte er von 1955 bis 1958 und von 1961 bis 1989 die Sendung "Was bin ich?". Die bestand aus ihm, einem Rateteam mit vier Personen ("Hans, Marianne, Anneliese oder Annette und Guido", manchmal auch "Ingrid – Wendl nämlich"), die in unfassbar langatmiger Art ("Brauchten Sie eine besondere Ausbildung?") Fragen stellten, mithilfe derer sie Berufe von Personen erraten mussten. Die saßen auf Lembkes Seite und sagten nicht viel mehr als Ja oder Nein. Am Beginn hatten sie noch "eine typische Handbewegung" vorzuzeigen, die ein Hinweis zur Auflösung sein sollte, aber eigentlich nie einer war. Bei Nein-Antworten warf Lembke eine Fünfmarkmünze in besagtes Sparschwein, das sich der Gast vorher aussuchen durfte. Den sagenhaften Gewinn durfte der Gast einstreichen. In der letzten Runde kam immer ein prominenter Gast, dann mussten sich "Hans, Marianne, Anneliese oder Annette und Guido, manchmal auch Ingrid – Wendl, nämlich" eine Faschingsmaske aufsetzen, mit der sie nichts sehen konnten. Es war wirklich sehr eigen.

RetroTV20

Lembkes "Was bin ich?" war auch die erste Sendung in Farbe im Bayerischen Rundfunk. Prominenter Gast war am 29. August 1967 Luis Trenker. Der Bergsteiger und Bergfilmer wachelte mit seinem Hut, das geschätzte Publikum war grenzenlos fasziniert und staunte: "Alles so schön bunt hier!" Die Sendung kann man sich am Freitagabend anschauen, das ist aber noch nicht alles, denn um Mitternacht kommt Tanzmusik auf Bestellung – "Musik aus Studio B" mit Mary Roos, Rex Gildo, Peggy March, Heintje, Roy Black, Udo Jürgens, Vicky Leandros, Gus Backus, das ist Party, Party, liebe Freundinnen und Freunde!

Schon davor, nämlich um 22.10 Uhr, erfreut ARD Alpha das Bergsteigerinnenherz mit der Doku "Heinrich Harrer berichtet: Bei den Xingu-Indianern im Mato Grosso" aus dem Jahr 1967.

Samstag, 26.8.: Tödliche Geheimnisse – Jagd in Kapstadt, ARD
Garantiert kein Kandidat für den "Mitarbeiter des Monats" ist jene Person, die den wenig originellen Titel zu diesem Politthriller erdacht hat. Das ist schade, denn ein solcher 08/15-Titel macht von vornherein misstrauisch, was den Inhalt betrifft. "Jagd in Kapstadt" ist eine Fortsetzung der "Tödlichen Geheimnisse" von 2016. Wieder machen sich Nina Kunzendorf und Anke Engelke als aufdeckungswütiges Journalistenpaar auf ins Dickicht des Großverbrechens, dieses Mal unter korrupten Saatgutherstellern. Florian Oeller (Drehbuch) und Sherry Hormann (Regie) erzählen eine spannende Geschichte industriekapitalistischer Verstrickungen, bei den Figuren bewegt sich der Film allerdings abgesehen von der Beziehung der Journalistinnen auf relativ abgetretenem Gut-böse-Pfad, das das gestandene Schauspielerinnen-Ensemble (inklusive Katja Riemann als Saatgut-Bitch) nicht ganz ausgleichen kann.

Anke Engelke und Nina Kunzendorf (re.).
Foto: ARD Degeto/Wiedemann & Berg/Anika Molnár

Sonntag, 27.8.: Tatort: Virus, 20.15 Uhr, ORF
Der "Tatort" ist zurück aus der Sommerpause, und zwar mit dem Österreich-Team Krassnitzer/Fellner. Es beginnt mit einer ziemlich komischen Kampfszene, die den Namen nur deshalb verdient, weil sie in einem Boxring stattfindet. Krassnitzer und Fellner müssen Fitness trainieren und selbige aneinander austesten. Nachholbedarf. In der Zwischenzeit ereignet sich im Süden Österreichs ein Verbrechen, es geht um miese Geschäfte mit Asylwerbern und, wie der Titel verspricht, ein tödliches Virus. Regisseurin Barbara Eder ("Copstories") lässt es nach dem Drehbuch von Rupert Henning ordentlich tuschen, recht so.

Was mag das für ein Virus sein?
Foto: ARD Degeto/ORF/Epo Film/Hubert Mican

Montag, 28.8. : Wege zur Kraft und Schönheit, 23.10 Uhr, Arte
"Jünger als Persil und älter als Volkswagen": Ein deutscher Konzern, der Filmgeschichte geschrieben hat, feiert seinen 100. Geburtstag – die Ufa. Arte gratuliert mit einem umfassenden Schwerpunkt, in dem es allerlei Schönes zu entdecken gibt, am Montag etwa Wilhelm Pragers "Film über moderne Körperkultur" aus dem Jahr 1925. Der Film stellt insofern eine Besonderheit dar, als er es durch die damals sehr prüde Zensurbehörde schaffte und erst nach der Premiere zurückgerufen und gekürzt wurde. Arte zeigt eine aus Fragmenten restaurierte Fassung, die dem Original weitgehend nahekommt. Filmgeschichte mit mächtig Reenactment.

Demonstration, wie beim sitzenden Menschen die Atmung leidet.
Foto: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden

Donnerstag, 31.8.: Scanners – Ihre Gedanken können töten, Arte
Noch einmal Filmgeschichte, dieses Mal zum Fürchten: David Cronenbergs erster kommerzieller Erfolg von 1981 nimmt Anleihen bei Roger Corman mit Menschen, die aufgrund telepathischer Fähigkeiten Köpfe zum Platzen bringen, womit sich die Klammer zu "Death Note" schließt. Achtung, dieser Clip ist definitiv Horror!

Denis Sedovlasov

Trailer der Woche: Die BBC-Arztcomedy "Quacks" lässt keinen Zweifel daran, woher die Bezeichnung "Quacksalber" kommt und dass diese eine lange Tradition hat. Kurpfuscher, die sich für Götter halten, gab es schon im viktorianischen Zeitalter, vier davon ackern seit 15. August in sechs Folgen um.

BBC

In diesem Sinne: gesund bleiben und frohes Schauen! Prie-View macht Pause und meldet sich wieder am 14. September. (prie, 24.8.2017)