Jakob Pöltl war zwar bester Werfer für Österreich, das Spiel entschied aber Kapitän Thomas Schreiner.

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Wien/Amsterdam – Es ist einer der größten Erfolge für Österreichs Basketball-Herren in den vergangenen Jahren. Am Mittwochabend hat sich das ÖBV-Team mit einem 78:71-Sieg (39:37) gegen die Niederlande in Amsterdam wohl den Gruppensieg in der WM-Vorqualifikation geholt. Die Oranje-Auswahl müsste am Samstag in Albanien mit 49 Punkten Differenz gewinnen.

Für Österreichs Basketballer war es kein Ferienausflug nach Amsterdam, auch wenn die Hauptrunde der WM-Qualifikation mit Platz zwei bereits erreicht war. Die Wunden der Niederlagen gegen die Niederländer saßen noch immer tief. Die verpasste EM-Qualifikation im Vorsommer war auch einer bitteren Heim-Niederlage in Schwechat geschuldet. Es war Zeit für eine Revanche und es wurde eine Revanche.

In der "Sporthallen Zuid" entwickelte sich eine rasante Partie, Österreich gestattete dem Gegner in dessen Offensive keine einfachen Würfe. Die Scouting-Abteilung des Nationalteams hatte sich merklich die Nächte um die Ohren gehaut, jeder Oranje-Spielzug wurde zig mal durchanalysiert. Die Niederländer scorten in der ersten Halbzeit trotzdem fleißig, weil die Wurfquote traumhaft war. Allein von der Dreierlinie waren es bis Ende der ersten Halbzeit fast 80 Prozent. Ein bisserl frustrierend. Österreich blieb aber vor allem durch einen revitalisierten Davor Lamesic, Jakob Pöltl und Marvin Ogunsipe im Spiel.

Die Schreiner-Show

Die zweite Halbzeit hatte es dann in sich. Nach einem durchwachsenen dritten Viertel mit Problemen am Defensiv-Rebound, entschied ein Mann für Österreich im Schlussabschnitt die Partie. Kapitän Thomas Schreiner traf nicht nur zwei mirakulöse Monster-Dreier vom Parkplatz außerhalb der Halle (einer mit Foul!), sondern zog auch sechs Sekunden vor Schluss mit einer herrlichen Finte das entscheidende Foul im Wurf von der Dreierlinie. Die drei dafür zugesprochenen Freiwürfe verwandelte der 30-jährige Spanien-Legionär mit dem Rauschebart eiskalt. Der letzte Angriff der Niederlande wurde abgewehrt. Schluss. Aus.

Ungeklärt ist die Frage, ob Kestutis Kemzura Teamchef bleibt und Österreich im November in der Hauptrunde coachen wird. Der Litauer war zuletzt beim türkischen Erstligisten Darussafaka Dogus als Assistant-Coach engagiert. Sollte er in Istanbul weiter auf der Bank sitzen, bleibt abzuwarten, ob ihn sein Verein für die Quali-Spiele freistellt. Im Fußball undenkbar, im Basketball leider ein drängendes Thema, das einer sehr baldigen Entscheidung bedarf. Der europäische Basketballverband (FIBA Europe) hat nicht so viel Macht wie die UEFA. Der Qualifikations-Kalender ist weder für die NBA noch die Euro League bindend. Beim österreichischen Basketball-Verband wird man sich im Fall der Fälle vorbereiten und einen neuen Trainer ins Auge fassen müssen. Kemzura deklarierte sich nach dem Heimspiel gegen Albanien nicht, ein Bekenntnis zum Teamchefposten in Österreich sieht anders aus.

Auf Österreich als Gruppensieger würden die Türkei, Lettland und Ukraine (Gruppe B), Italien, Kroatien und Rumänien (D), Tschechien, Island und Finnland (F) oder Israel, Großbritannien und Griechenland (H) als mögliche Gegner warten. Die Auslosung erfolgt am Donnerstag kommender Woche (24. August). (Florian Vetter, 16.8.2017)