London – Der Großteil der europäischen Unternehmen reagiert bisher gelassen auf das Anti-EU-Referendum der Briten. Knapp 70 Prozent der vom Nachrichten- und Datenkonzern Thomson Reuters befragten 200 Finanzvorstände in Großbritannien und dem restlichen Europa geben an, dass das Referendum noch keine Auswirkungen auf ihre strategischen Planungen gehabt habe.

"Die Ergebnisse deuten auf eine bislang relativ schwache Reaktion der Wirtschaft hin – nicht die Kurzschlussreaktion, die manche erwartet hatten", sagte Thomson-Reuters-Manager Laurence Kiddle am Donnerstag. Nur zwölf Prozent der befragten Finanzchefs hätten eine Verlagerung von Geschäften aus Großbritannien geprüft.

Kaum Arbeitsplätze verlagert

Zwar hatte in etwa jeder Dritte einen Abbau von Beschäftigten in Großbritannien als Folge des Brexit-Votums erwartet. Doch nur etwa 19 Prozent der Befragten gaben an, tatsächlich Arbeitsplätze verlagern zu wollen. Unter anderem hatte die Royal Bank of Scotland Anfang des Monats angekündigt, 150 Jobs nach Amsterdam zu verlegen. Allerdings räumte mehr als jeder fünfte Finanzchef ein, durch das Referendum im Juni 2016 von einer Expansion auf der Insel abgehalten worden zu sein.

Einige Firmen sehen sogar neue Geschäftschancen. So eröffnet die Schweizer Privatbank Julius Bär drei neue Büros in Großbritannien und will damit vom Brexit verunsicherte, wohlhabende Briten als Kunden gewinnen. Am Mittwoch hatte Amazon zudem angekündigt, in Bristol ein neues Vertriebszentrum eröffnen und dort 1.000 Beschäftigte einstellen zu wollen. (APA, Reuters, 17.8.2017)