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Steve Bannon hetzte auf "Breitbart News", jetzt geht er auf Distanz zu Ethnonationalisten.

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Präsident Trump hält große Stücke auf seinen Strategen Bannon.

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Washington – Seine ehemalige Webseite "Breitbart News" zählt zu den bevorzugten Nachrichtenquellen der US-Alt-Right-Bewegung – doch nach den Ausschreitungen von Charlottesville bemüht sich der ehemalige Chefradakteur und nunmehrige Trump-Chefstratege Steve Bannon, den Anschein einer Distanzierung von den radikalen Nationalisten zu erwecken.

Während Donald Trumps Pressekonferenz in New York, bei der der Präsident entgegen seinen Aussagen vom Vortag erneut Rechtsextreme und linke Gegendemonstranten für die Vorfälle in Charlottesville verantwortlich machte, meldete sich Bannon bei der Redaktion der linken Nachrichtenwebseite "American Prospect" und wollte interviewt werden.

So verstand es zumindest Co-Herausgeber Robert Kuttner. Mittlerweile wird spekuliert, dass Bannon nicht mir iener Veröffentlichung des Gesprächs gerechnet haben könnte. In dem Telefonat bezeichnete Bannon Ethnonationalisten als "Verlierer" und eine "Ansammlung von Clowns", die es "zu zermalmen" gelte.

Kein US-Angriff auf Nordkorea

Im Gegensatz Trump sieht Bannon keine Chance auf eine militärische Lösung im Konflikt mit Nordkorea: Während der Präsident Nordkorea mit "Feuer und Wut" gedroht hatte, erklärte Bannon, im Falle einer militärischen Eskalation würden "in den ersten Minuten zehn Millionen Menschen in Seoul durch konventionelle Waffen getötet", weshalb ein US-Angriff nicht zielführend sei.

Die Konfrontation mit Nordkorea sei "nur ein Nebenschauplatz", sagte der Stratege. In Wahrheit drehe sich alles um den Handelskonflikt mit China.

"Wirtschaftskrieg" mit China

Die USA könnten nach Bannons Einschätzung ihren Titel als weltgrößte Volkswirtschaft an China verlieren. "Wir sind im Wirtschaftskrieg mit China", sagte Bannon. Ein Land werde in 25 bis 30 Jahren die Vorherrschaft haben, und es werde China sein, sollten die USA ihren derzeitigen Weg fortsetzen, so Bannon. "Wenn wir weiter verlieren, kommen wir in fünf, maximal zehn Jahren an einen Wendepunkt, von dem es kein Zürück mehr gibt".

Bannon erklärte, die USA sollten deswegen hart gegen die Volksrepublik im Handelsstreit vorgehen. Es gehe letztlich darum, eine Untersuchung der chinesischen Handelspraktiken nach Artikel 301 des Handelsgesetzes von 1974 anzustrengen.

Die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Hua Chunying, betonte in Reaktion auf das Interview, die chinesisch-US-amerikanischen Handelsbeziehungen brächten beiden Seiten Vorteile. Ein Handelskrieg würde hingegen keine Gewinner hervorbringen. China hoffe, dass alle Beteiligten aufhörten, Themen aus dem 21. Jahrhundert mit einer Mentalität aus dem 19. oder 20. Jahrhundert zu betrachten, sagte Hua.

Machtkampf im Weißen Haus

Bannons Posten gilt laut Insidern als gefährdet. Der Präsident vermied am Dienstag zwar ein klares Bekenntnis zu seinem Chefstrategen, hielt sich aber alle Optionen offen. "Wir werden sehen, was mit Herrn Bannon passiert."

Für Bannon gab es schon mehrere brenzlige Situationen. Doch Trump hielt an seinem Chefstrategen fest, auch weil ihm ein maßgeblicher Beitrag zum Wahlsieg des Immobilienunternehmers nachgesagt wird und weil Bannon von vielen der treuesten Anhänger Trumps an der Basis unterstützt wird. "Der Präsident ist offensichtlich sehr nervös und hat Angst, ihn zu feuern", sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. (red, APA, Reuters, 17.8.2017)