Wien – Über Redlichkeit werde er mit der ÖVP nicht diskutieren, sagte Kanzler und SPÖ-Chef Christian Kern am Mittwoch in seinem Facebook-Video, in dem er das Engagement von Tal Silberstein als Fehler bezeichnete. Schließlich unterhalte die ÖVP doch Berater, die für "zweifelhafte ukrainische Oligarchen" tätig seien.

Gemeint war der frühere Sprecher von Josef Pröll, Daniel Kapp, wie man in der SPÖ auf Anfrage präzisierte. Dieser übernahm vor ein paar Jahren mit seiner Agentur die Krisenkommunikation für Dmitri Firtasch, der wegen Korruptionsvorwürfen in Wien eine Zeit lang in Untersuchungshaft saß und dessen Auslieferung die USA fordern.

Kapp, der Kurz zwar unterstützt, aber in keiner offiziellen Funktion für den neuen ÖVP-Chef tätig ist, machte sich auf Twitter über den Vorwurf lustig. "Überlege noch, ob ich das Kanzler-Video auf Russisch, Ukrainisch, v. a. aber Kasachisch übersetzen lassen soll", schrieb er.

Wieso Kasachstan? Eine Anspielung auf den früheren SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer. Dieser fungierte als Berater von Langzeitpräsident Nursultan Nasarbajew und räumte einst selber ein, dass Kasachstan "natürlich keine Westminster-Demokratie" sei.

Mit Gusenbauer schließt sich der Kreis zu Kern. Tal Silberstein war schon vor mehr als zehn Jahren für den damaligen SPÖ-Chef tätig, und heute gilt Gusenbauer, der auch geschäftliche Beziehungen zu dem ebenfalls in Israel verhafteten Beny Steinmetz unterhält, als enger Vertrauter des aktuellen Bundeskanzlers. (go, 17.8.2017)