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Für die Hälfte der Weltbevölkerung eine Notwendigkeit: Binden und Tampons.

Foto: Reuters/Stefan Wermuth

In Schottland könnten Hygieneartikel wie Binden und Tampons bald gratis sein – zumindest fordert das momentan die schottische Politikerin Monica Lennon. Der Vorstoß ist eine Reaktion darauf, dass sich manche Frauen und Mädchen innerhalb Großbritanniens die entsprechenden Produkte nicht leisten können. Lennon möchte die Betroffenen entlasten und sieht hierbei eine mögliche Vorreiterrolle Schottlands.

Socken und Klopapier statt Binden und Tampons

Bereits im Juli startete die schottische Regierung ein Pilotprojekt in Aberdeen, um ärmeren Frauen mit Gratis-Hygieneprodukten auszuhelfen. Die Aktion wurde eingeführt, da es in einigen Gegenden Schottlands Frauen und Mädchen gibt, die sich die monatlichen Kosten für Tampons und Binden nicht leisten können. Die BBC hat im März im Rahmen einer Radiosendung über Schülerinnen in Großbritannien berichtet, die während ihrer Regelblutung Socken oder große Mengen Klopapier verwenden, da sie nichts anderes zur Verfügung haben. Manche Mädchen bleiben der Reportage zufolge während ihrer Periode teilweise sogar dem Unterricht fern, weil sie sich die notwendigen Hygieneartikel nicht leisten können und sich für ihre Blutung schämen.

Wie der "Guardian" berichtet, kamen die Nachrichten über den kritischen Zustand an einigen britischen Schulen erst ans Licht, als sich eine Schule an die karitative Organisation Freedom4Girls wandte. Diese versorgt normalerweise Frauen und Mädchen in Kenia mit Damenhygieneprodukten. Als sie aber von einer Schule in Leeds kontaktiert wurde, beschloss die Organisation, dasselbe für die britischen Mädchen zu tun und ihnen Binden und Tampons zur Verfügung zu stellen.

Teure Notwendigkeit

Im Laufe eines Lebens müssen Frauen für Hygieneartikel in Zusammenhang mit ihrer Periode durchaus tief in die Tasche greifen. Ein vielzitierter Durchschnittswert kommt dabei von der "Huffington Post": Diese errechnete die Kosten für diverse Produkte rund um die Periode im Leben einer Frau mit bis zu 16.500 Euro. Allerdings sind dabei auch Dinge wie hormonelle Verhütungsmittel und Schokolade bei PMS miteinberechnet. Dennoch sind die Kosten allein schon für die unbestritten notwendigen Produkte menstruierender Frauen hoch.

Viele Frauenrechtsgruppen und AktivistInnen kritisieren daher die geltenden Steuersätze für die entsprechenden Produkte. In Österreich forderte zuletzt die Online-Plattform "Erdbeerwoche" eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Damenhygieneartikel. In einigen Ländern wie beispielsweise Kanada oder Frankreich wurden diese deshalb bereits gesenkt oder vollständig erlassen. In Großbritannien gibt es seit längerer Zeit Bestrebungen, die Steuer für Binden und Tampons ebenfalls vollständig zu streichen. Bis das durchgesetzt ist, haben sich mehrere Supermarktketten bereiterklärt, die entsprechende Differenz zu übernehmen und die Produkte um den unbesteuerten Preis anzubieten.

Gratis an Schulen und Universitäten

Monica Lennon von der schottischen Labour-Partei möchte aber einen Schritt weiter gehen und ein System einführen, in dem die entsprechenden Produkte für alle, die sie benötigen, frei verfügbar sind. Lennon ist davon überzeugt, dass die Frauen, die es sich leisten können, nach wie vor ihre Hygieneprodukte selbst kaufen würden. Laut ihrem Vorschlag sollten Schulen und Universitäten auf ihren Toiletten Damenhygieneartikel auflegen; benötigt jemand weitere Produkte für den Gebrauch zu Hause, sollen diese bereitgestellt werden. Das Angebot solle danach auf weitere Institutionen ausgebreitet werden. Ein ähnliches Projekt des britischen Gesundheitsdienstes namens C-Card stellt Gratiskondome für 13- bis 24-Jährige zur Verfügung und könnte als Vorbild für die Umsetzung dienen. (jvs, 18.8.2017)