Es ist die andere, die dunkle Seite des Tourismus, die in diesem Sommer stärker als in anderen Jahren durchschlägt. Kaum ein Tag, an dem nicht irgendwo von Beschimpfungen oder Handgreiflichkeiten zwischen Gästen und Einheimischen die Rede ist, die nicht selten mit einer blutigen Nase, zerstochenen Reifen oder noch Schlimmerem enden. Der Massentourismus scheint die Grenze des Erträglichen bisweilen überschritten zu haben. Dabei steht die große Zeit des Reisens erst noch bevor.

Millionen Chinesen und Inder, die es zu Wohlstand geschafft haben, werden auf Entdeckungsreise gehen. Ohne effiziente Steuerung dieser Massen wird es, so viel scheint fix, noch mehr unschöne Szenen geben. Es sind in Europa vor allem Städte wie Barcelona, Venedig und Florenz, aber auch Strände entlang der Costa del Sol oder auf Mallorca, wo die Geduld der Einheimischen mit den Massen an Touristen am Ende ist. Gedränge den ganzen Tag, Lärm bis spät in die Nacht – viele sagen, genug ist genug.

Eine Entflechtung der Ferienzeiten wird nicht reichen. Wir werden uns wohl an Drehkreuze gewöhnen müssen, die an vielen Orten gegen Bezahlung Zutritt zu gefragten Sehenswürdigkeiten verschaffen. Während man versuchen könnte, Anrainer mit Dauerkarten zu besänftigen, sollten die Drehkreuzgebühren für intelligente Wegweiser und die Beseitigung all dessen, was Touristen so zurücklassen, verwendet werden. Dann hätten alle etwas davon. (Günther Strobl, 17.8.2017)